THEODOR FONTANE
Unveröffentlichte Gedichte
Bei Verbannung meines Tagebuches 1
(1844)
Tagebuch, Du mahnst mich pünktlich Wochenlang zu Protokoll,
Doch Dein Inhalt, so bedünkt’s mich — Ist zum Weinen jammervoll.
Will auf’s Neu zur Hand Dich nehmen, Wenn sein täglich Treiben man,
(Ohne dessen sich zu schämen)
Schwarz auf weiß verewgen kann. Tagebuchen durfte freilich Caesar oder Xenophon,
Unsereins wirft auch die Würfel Doch wo bleibt der Rubikon!
Bei Lepels Rückkehr. (Anfang Januar 1867.)-
Er ließ die Spree, er zog an den Rhein,
Ihn lockte das Herbsteswetter,
Ihn lockte blaugoldner Sonnenschein —
Es rötheten sich die Blätter.
Und an einem allerschönsten Fleck,
An dem Schauplatz schöner Lieder, Dreiviertel Meile vom Rolandseck In Bonn, da ließ er sich nieder.
Er ließ sich nieder und frischen Quells Uberschäumte ihn deutsches Wissen Er sah abwechselnd den Drachenfels Und Skizzen von Maler Nissen.
Er sah wie, müde des Eselritts, Engländerinnen wie Gemsen Einherstolzierten elastischen Schritts. —
Er sah den Doktor Hemsen.
Er sah Dr. Bernays, hochgeehrt,
Er sah alte Kirchen und Giebel,