tischen Romanschreibers nicht interessiert hätte, dann hätte er kaum bemerken können, daß die „Einleitungen“ im Heart of Midlothian ihm . das Geplauder mit einem geliebten Menschen ersetzt“ hätten, 9 um später den Ein wand zu erheben, daß das Werk im einzelnen angreifbar sei, weil es mit „Notizen von höchst zweifelhaftem Interesse“ — wohl die direkten Aussagen des Dichters über historische, soziologische oder topographische Einzelheiten — vollgestopft sei. 10
Als noch entscheidenderer Beweis für Fontanes Interesse an solchen technischen Dingen dürfen aber einige Randbemerkungen aus seiner Handbibliothek gelten. Es wäre natürlich sehr erfreulich, wenn wir Romane von Thackeray und Scott dort fänden. Da dies aber nicht der Fall ist — ja, soweit uns die Situation heute bekannt ist,'besaß Fontane keine eigene Exemplare davon 41 — müssen wir uns wohl mit dem Nächstbesten begnügen, d. h. mit Romanen des „märkischen Walter Scott“, Willibald Alexis. Im Fontane-Archiv Potsdam sind noch viele Werke aus dessen Handbibliothek erhalten, darunter einige Romane Alexis’ mit eigenhändigen Marginalien von Fontane, die ein Streiflicht auf unser Thema werfen. Es handelt sich um einige Randbemerkungen, größtenteils aber einfach um angestrichene Textpartien. Wie letztere zu deuten sind, lehrt uns der Roman Graf Petöfy, wo von der Mutter Petöfys vermutet wird, sie habe Strichelchen an den Buchrand gemacht, um ihre Zustimmung auszudrücken. 12 Die betreffenden Stellen aus den Romanen Alexis’ sind nun weitgehend Reflexionen, Stellen also, wo der Erzähler gleichsam der Handlung seiner Geschichte den Rücken kehrt und seine Leser unmittelbar anredet, ja man möchte manchmal sagen: belehrt. Hier seien einige Beispiele zitiert, um den Charakter dieser Stellen zu veranschaulichen.
Auf Seite 235 von Roland von Berlin 1 -' ist z. B. folgendes mit Bleistift angestrichen:
Also bleibt der Mensch ein Räthsel, sich und Andern. Wie ein Uhrwerk mag er gehen, und der Pendel tickt hin und her, fünfzig, sechzig, auch siebenzig Jahr ohne Unterschied; und dann plötzlich rollen und hasten die Räder. Es ist aus mit der Ordnung. Der Mensch ist kein Uhrwerk, er ist ein Gefäß, darin der Geist Gottes Leben goß. Es schleicht langsam fort und dann lodert es plötzlich auf, und alle Bereuung ist fehl gegangen. Also war auch von Stund ab Herr Bartholomeus ein Anderer.
Auf Seite 66 von Ruhe ist die erste Bürgerpflicht 14 sind angestrichen, mit der Bemerkung „brilant“ [sic], die Sätze:
Solche Naturen rollen oder stürzen sich in ihr Verderben, oder der Strahl der Gnade durchzückt sie, wo wir es am wenigsten erwarten. Nur dürfen wir sie nicht erziehen wollen.
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