ren. Wir wollen daher einige der interessantesten Stellen daraus mit dem gedruckten Roman vergleichen, um ein Bild davon zu machen, wie sich der Dichter in seiner Werkstatt zu dieser Frage gestellt hat.
Wir betrachten zunächst das zweite Kapitel, „Hohen-Vietz“. Nachdem der junge Held, Lewin, von Berlin kommend nach Hause gelangt ist, wird hier ganz allgemein von der Geschichte seines alten Familiensitzes berichtet. Dieser Rückblick wird mit folgendem kurzem Paragraphen eingeleitet :
In der Halle schwelen noch einige Brände; schütten wir Tannäpfel auf und plaudern wir, ein paar Sessel an den Kamin rückend, von Hohen-Vietz. 19
Hier wird die dichterische Illusion, von der die Kritik Zabels spricht, weniger gefährdet als vielmehr geradezu zerstört, indem der Autor Raum und Zeit innerhalb seines Romans mit der „realen“ Welt, die ihm und dem Leser gemeinsam ist, gleichsetzt. Dieser Einleitungsparagraph wurde aber erst später so formuliert und dem Manuskript der ersten Fassung nachträglich mit Bleistift hinzugefügt. In ursprünglicher Fassung lautet die Stelle etwas anders (Kap. 2, Bl. 1):
Im Wohnzimmer des jungen Herrn ist es still geworden, so still wie im ganzen Hause. Nirgends [mehr] ein Licht [, nirgends] mehr; [ein Scheit im Kamin.] Nur in der Halle, die wir gleichzeitig mit unserem Helden betraten, schwelen noch die Brände; — ist es dem Leser Recht, so rücken wir ein paar Stühle an s Feuer, schütten Tannäpfel auf (wie das knallt und prasselt) und plaudern von Hohen-Vietz. Die alten Bilder umher, die jetzt wieder heiter aufleuch ten als thäte ihnen die Wärme so wohl wie uns selber überwachen meine Rede. 20
Fontane hat nun an der obigen Stelle aus Vor dem Sturm keine grundsätzliche Korrektur vorgenommen: die Form der Einleitung ist geblieben; nur in der Länge und in dem Grad der Vertraulichkeit ist eine Veränderung zu bemerken. In der Endfassung wird nicht mehr direkt von dem Leser gesprochen, es wird nicht mehr nach seinen Wünschen gefragt („ist es dem Leser Recht“). Auch wird jetzt seitens des Erzählers die Behaglichkeit der Szene weniger genossen („wie das knallt und prasselt“; „als thäte ihnen die Wärme so wohl wie uns selber“). Im Vergleich mit dem anfangs Beabsichtigten ist also die Buchfassung sowohl sachlicher als auch kürzer.
Nach Ende dieses Rückblicks verfährt Fontane wieder ähnlich. Im gedruckten Roman beginnt das dritte Kapitel mit dem allerbeiläufigsten Hinweis auf die vorhergehende Unterhaltung zwischen dem Erzähler und dem Leser: „An Lewins Seele waren inzwischen unruhige Träume vorübergegangen.“ 21 In der ersten Fassung sollte aber nochmals unver-
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