Buchbesprechungen
HANS-HEINRICH REUTER
Fontane
Berlin: Verlag der Nation 1968. Mit 104 zeitgenössischen Darstellungen, Photographien und Handschriftenproben. 2 Bände. 8° 35,— Mark
Die zweibändige Monographie „Fontane“ von Hans-Heinrich Reuter, dem Leiter des Instituts für deutsche Literatur in Weimar, ist das erste literarhistorische Werk dieser Art über Theodor Fontane in der Deutschen Demokratischen Republik. Sie erscheint gleichzeitig in der Nymphenburger Verlagshandlung in München, die schon ^seit Jahren die bisher vollständigste Fontane-Ausgabe herausbringt (sie umfaßt bereits 22 Bände). Der Autor gehört, insbesondere nach dem Tode Kurt Schreinerts, zu den anerkanntesten internationalen Fontane-Forschern. Im letzten Jahrzehnt hat er mehr als 50 Publikationen über unseren Dichter vorgelegt, die den Vorarbeiten zu seinem Werk entsprangen. Die Monographie ist eine umfassende Gesamtdarstellung von Fontanes Leben und Werk. Das Schwergewicht liegt auf der Persönlichkeit und der Leistung des alten Fontane („denn wie er ganz zuletzt war, so war er eigentlich“): die zahlreichen Wege, die dahin führten, werden auf ihre Funktion als Vorbereitung hin geprüft und in allen Verästelungen verfolgt.
Die Bedeutung des Werkes besteht unter anderem in der kritischen Sichtung, Aufbereitung und Nutzung der gesamten internationalen Literatur über Fontane seit mehr als siebzig Jahren. Das Schlußkapitel enthält die gründlichste bisherige Wirkungsgeschichte Fontanes: vom letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts an bis in unsere unmittelbare Gegenwart. Der dokumentarische Wert der Monographie ergibt sich insbesondere aus der Einbeziehung zahlreicher unbekannter Originalhandschriften, Briefe, zeitgenössischer Zeugnisse und sonstiger Materialien. Der Verfasser verdankt diese Quellen einer gründlichen, über Jahre sich erstreckenden Auswertung der in den Archiven liegenden Bestände: vor allem des Theodor-Fontane-Archivs der Brandenburgischen Landes- und Hochschulbibliothek in Potsdam.
Die Monographie entwickelt das Werk wie das Leben Fontanes in engstem Zusammenhang mit den historischen Ereignissen und Vorgängen seiner Epoche. Sie erschließt damit den Hntergrund der Bühne, auf der Fontane zum bedeutendsten deutschen Romancier weltliterarischen Anspruchs im 19. Jahrundert wurde, zu einem hervorragenden Vertreter des kritischen Realismus in der deutschen Literatur.
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