Heft 
(1968) 6
Seite
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Zugleich stellt die Monographie das Werden der unverwechselbaren ein­maligen Sprachkunst Fontanes dar, untersucht die von ihm verwendeten Mittel und die charakteristischen Merkmale seiner epischen und feuilleto- nistischen Prosa, seiner Balladen und Sprüche und nicht zuletzt seiner Briefe, die bis heute nichts von ihrem Zauber und von ihrem Reiz ein­gebüßt haben. Damit trägt die Monographie wesentlich zur Erkenntnis und Würdigung dieser säkularen literarischen Leistung bei. Sie lehrt verstehen, aber sie lehrt auch lieben.

Einen bedeutenden Anteil an diesem Ergebnis hat der Stil der Darstel­lung. Stets ist er seinem Gegenstände angepaßt. Er bewirkt, daß man trotz schweren wissenschaftlichen Rüstzeuges die Monographie mit Spannung liest.

Verquickt miteinander sind Geschichtsdarstellung und Biographie, Werk­analyse und Dokumentation. Indem sie mit Stilistischer Sorgfalt und Prägnanz zu einem Ganzen verschmolzen werden, gestalten sie das über­zeugende Gesamtporträt des kritischen Realisten Theodor Fontane.

Von besonderem Wert sind die zahlreichen Beigaben des über 1100 Seiten umfassenden Werkes. Auf eine ausführliche Zeittafel folgt ein weit­gespannter bibliographischer Apparat; er weist sowohl sämtliche Werke und Briefe Fontanes einschließlich der Zeitschriften und Zeitungspubli­kationen (von denen viele heute kaum mehr bekannt sind) wie alle irgendwie nennenswerten Untersuchungen und Berichte über Fontane seit dem Ausgang des 19. Jahrhunderts exakt nach. Weiterhin wird eine genaue Aufstellung sämtlicher Aufbewahrungsorte von Fontane-Hand­schriften in beiden deutschen Staaten, in Westberlin und im Ausland nach dem Stande vom 31. Dezember 1965 gegeben. Den Abschluß bildet ein völliges Novum eine Übersicht aller Hochschulschriften über Fontane, an denen z. Z. an den Universitäten des Erdballes gearbeitet wird.

Der Erschließung des Werkes dienen fünf Register mit rund 80 Druck­seiten. Sie ergeben ein Nachschlagewerk, wie es Fontane-Forschern, -Lieb­habern und -Lesern bisher nicht zur Verfügung stand. Auf Jahrzehnte wird es ein unentbehrliches Hilfsmittel für die Beschäftigung mit Fontane und seiner Zeit bilden. Ergänzt und abgerundet wird die große Mono­graphie durch über 100 Illustrationen. Viele von ihnen sind gleichfalls bisher fast unbekannt oder völlig vergessen, mehrere werden hier über­haupt zum ersten Male veröffentlicht.

Die Monographie Hans-Heinrich Reuters darf als die angemessene Dar­stellung der beispielhaften menschlichen und künstlerischen, politischen und ideologischen Entwicklung Theodor Fontanes bezeichnet werden. Erst im Zuge der weltweiten Fontane-Renaissance des letzten Jahrzehnts

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