steckt, das der Forschung geradezu ideale Bedingungen verspricht; man möchte es lieber heute als morgen erreicht wissen, wird sich jedoch nicht über den immensen Aufwand täuschen, den es verlangt — Aufwand an Beharrlichkeit und Folgerichtigkeit, an Entgegenkommen, Zeit und nicht zum wenigsten an Mitteln. Brückmann gelingt es, durch einen Überblick über die Fortschritte, die das Archiv seit den hanebüchenen Verlusten der Jahre 1945/46 gemacht hat, die Erreichbarkeit auch des weitergesteckten Ziels zu bekräftigen. Er kann auf eindrucksvolle Zahlen hinweisen: Bis zum Jubiläum wurden 428 Handschriften erworben, umfaßte die Literatursammlung etwa 600 selbständige Veröffentlichungen und 900 Zeitschriftenaufsätze. Auf die entschiedene Förderung und auf die materiellen Voraussetzungen, ohne die solche Erfolge nicht möglich sind, wird das Archiv zukünftig beim Ministerium für Hoch- und Fachschulwesen in noch höherem Maße rechnen dürfen als vorher.
Verbunden ist diese Zusage mit zwei Aufforderungen. Eine richtet sich an alle westdeutschen und Westberliner Institutionen, in deren Besitz Teile des umfänglichen Diebesgutes übergegangen sind, das 1945 dem Potsdamer Archiv entwendet wurde. Die Rechtslage ist eindeutig; man weigert sich zu glauben, daß jemand das Odium auf sich nehmen und die verlangte Rückgabe gegen Entschädigung verweigern könnte. Anderen Charakter trägt die zweite Aufforderung. Sie appelliert an die wissenschaftlichen Einrichtungen der DDR, ihre Fontane-Archivalien dem Potsdamer Archiv zu überlassen. Von einem Bruch der Überlieferung spricht in dem Zusammenhang Horst Kunze, von neuen Wegen der Nachlaßkonzentrierung im Dienste der internationalen Forschung. Den Übergang der Fontane-Sammlung aus der Deutschen Staatsbibliothek nach Potsdam, besiegelt auf der Feierstunde, nennt er ein Beispiel, das einer zentralen wissenschaftlichen Bibliothek in einem sozialistischen Staate nicht übel ansteht. Dem ist lediglich der Wunsch anzufügen, daß dieses Beispiel Schule machen möge. 3
Dr. Peter Wruck, Berlin
Anmerkungen
1 Der Abdruck .erfolgt mit Genehmigung der Redaktion des Zentralblattes für Bibliothekswesen, der wir unseren Dank aussprechen.
2 Vgl. H. Brandes in: Fontaneblätter 1,3 (1966) S. 75-85, und H.-H. Reuter in: Weimarer Beiträge 1966. S. 674-699.
3 Inzwischen hat die Universitätsbibliothek Berlin dem Archiv einen Teil ihrer Fontane-Handschriften als Dauerleihgabe übergeben: die Briefe Theodor Fontanes an Bernhard v. Lepel, das Ms. „Hamlet“ und das Ms. des Romans „Unwiederbringlich“, Die leihweise Übergabe einer Zeitungs-Ausschnitts-Sammlung ist 1968 vorgesehen.
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