THEODOR FONTANE
Zwei unveröffentlichte Briefe an Dr. Karl Eggers
Berlin, 10. Juli 1875, Potsdamer Straße 134 c
Theuerster Senator 1 .
Besten Dank für Ihre liebenswürdigen und auf dem Felde guten Humors gewachsenen Zeilen vom 6., ebenso für das zweite schöngebundene Exemplar der „Tremsen“. Ich werde gewiß und mit vielem Vergnügen darüber schreiben; es enthält Sachen, die zu meinen Lieblingsstücken in unsrer Literatur gehören und sich vor dem Besten und Höchsten nicht zu verkriechen brauchen. Uber dergleichen, auch wenn der Name Eggers nicht auf dem Titelblatte steht, schreibt man immer gern. Nur bitt’ ich herzlich, mich mit meinem Kriegsbuche 2 erst ins Klare kommen zu lassen, was freilich bis in den November hinein dauern wird. Dann weg „mit’s Milletär“ und wieder ein civiler Civilist.
Die dunkle Lazarusfrage 3 löst sich wohl so. Er wird von dieser Vorrede muthmaßlich gar nicht gesprochen, sicherlich aber sie nicht gemeint haben. Wie man hier so schön sagt, „es schwante ihm wohl“, daß er an irgend etwas Friedel’schem 4 , oder auf Friede Bezug-habendes, mit her- umgepusselt habe, und dies ist richtig. So viel ich weiß, hat er an den Statuten zur Eggers-Stiftung fleißig, ja entscheidend mitgearbeitet und hierauf werden sich die Mienenspiele bezogen haben, die meine Frau beobachtet haben will.
Ergeh es Ihnen in der norddeutschen Tiefebene ebenso gut, wie in dem Meraner Gebirgsthal und kehren Sie zu herbstlichen Rütli-Sitzungen, wenn Sie dieselben nicht wieder überschlagen, frisch und munter zurück. Ergebenste Empfehlungen an Frau Gemahlin. Wie immer Ihr freundschaftlich ergebenster Th. Fontane.
Haben Sie Wilbrandts „Fridolin“ 5 schon gelesen? Die beil. Kritik hat wahrscheinlich Ludovica Hesekiel 6 geschrieben. Wie immer Ihr freundschaftlich ergebenster Th. Fontane.
Der Chevalier 8 hat mir gestern 'erzählt, wie Sie, theuerster Senator, im Fall eine Bade- oder Gebirgskur für mich nöthig werden sollte, bereit sein würden, mir die nöthigen Mittel vorzustrecken. Ich danke Ihnen sehr herzlich für dies freundschaftliche Anerbieten, das ich, unter Umständen, mit Freuden acceptieren würde. Aber wie Anno 70 ein Sachse
Theuerster Barkhusen'
Berlin, 16j Mai 1877, Potsdamer Straße 134 c
■f
312