THEODOR FONTANE
Unveröffentlichter Brief an Carl Credner, Leipzig
Berlin 3. Februar 98. Potsdamerstraße 134.c.
Hochgeehrter Herr.
Vor vielen Jahren blätterte ich in einem Bande der größeren epischen Dichtungen Walter Scotts, deren eine (ich weiß nicht mehr welche) eine lange Fußnote hatte. Darin wurde die Archibald Douglas-Geschichte erzählt, aber mit dem Unterschiede, daß König Jacob ihn nicht zu Gnaden annimmt, sondern ihn aufs Neu in die Verbannung schickt. Was W, Scott in dieser Anmerkung erzählt, wird sehr wahrscheinlich historisch richtig sein.
Bleibt nur noch die Frage „wann hat dies alles gespielt, unter welchem König Jacob?“ Anfangs war ich geneigt, es in die Zeit von Jacob II. zu setzen, wo die großen Auflehnungen der Douglas gegen die Stuarts stattfanden. Das kann aber nicht richtig sein. In der W. Scottschen Anmerkung heißt es am Schluß: „Als Heinrich VIII. hörte, daß König Jacob den Douglas aufs Neue geächtet habe, mißbilligte er diese Härte, indem er die Worte sprach:
A kings face Shall give grace.
Da Heinrich VIII. 1547 starb, muß die in der Ballade geschilderte Begegnung zwischen König Jacob dem Vierten (allenfalls auch dem Fünften) und Archibald Douglas stattgefunden haben. Trifft dies zu, so war Darnley der Enkel von eben diesem Douglas.
In vorzügl. Ergebenheit
Th. Fontane.
Institut für Deutsche Philologie
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Potsdam
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