Heft 
(1969) 8
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und je nach der Position des Autors unterschiedlich beantwortet. Dabei

so will uns scheinen häufen sich insbesondere in westdeutschen Darstellungen Feststellungen und Meinungen, die denen Fontanes schroff entgegenstehen. Wir wollen uns hier mit einigen wenigen Beispielen begnügen:

Sogar bezüglich jenes Restes der slawischen Bevölkerung Ostdeutschlands, in dem Traditionen eigener Sprache und Kultur noch heute lebendig sind, die von der Verfassung der DDR anerkannt und geschützt werden 8 , äußerte der führende Vertreter der Landesgeschichtsforschung in der Bundesrepublik, G. W. Sante 9 :Jetzt genießen sie von Staats wegen eine besondere Förderung über das Maß hinaus, das ihrer geschichtlichen Bedeutung entsprechen würde. 10 Speziell hinsichtlich Brandenburgs glaubte E. Faden behaupten zu dürfen, das einst von Polabendünn­besiedelte Land sei durchviele Feldzüge und innere Fehden so ent­völkert gewesen,daß die spätere Landnahme einer Ursiedlung fast gleichkommt. Und Adolf Bach, der bekannte Verfasser der wiederholt aufgelegtenDeutschen Volkskunde, bemerkte mit einem deutlichen Seitenhieb auf Fontanes eingangs angezogene Werke 12 :Jedenfalls aber ist der Einfluß des Wendischen in der Mark von vielen überschätzt worden, zumal von Theodor Fontane..., der die These, das Wendische sei ein ,konstitutives Element des Märkisch-Preußischen, überspitzt hat. 13

Ernste Bedenken gegen Fontanes Einschätzung des Gewichtes der Wendenfrage sind aber während der letzten Jahre nicht nur in West­deutschland erhoben worden. 1965 veröffentlichten auch dieFontane­blätter 14 eine in dieser Beziehung interessante Diskussion. Zunächst unterzog E. Tietze, ein in vieler Beziehung sachkundiger Heimatforscher aus dem Bezirke Frankfurt (Oder), FontanesWanderungen durch das Oderland einer kritischen Überprüfung 15 . Ihr erster Teil beschäftigte sich allgemein mit der Wirtschaft und Lebensweise der Oderbruch­bewohner in vergangenen Zeiten und kam zur Einschätzung, es sei vieles in Fontanes Ausführungendoch zu märchenhaft 16 . Wichtiger als diese Kritik scheint indessen für unser Thema Tietzes Stellungnahme zum Wendentum, welches gerade im Oderbruch Fontane als unzweideutige Realität erschienen war. Ähnlich wie die in den westdeutschen Beispielen genannten Stimmen wertet auch er des Dichters Auffassung vom Gewichte des slawischen Elements sowohl aus historischer Sicht als auch in der Frage der Siedlungskontinuität und damit der gegenwärtigen Aktualität

- als maßlose Übertreibung. Sein Resultat gipfelt in den beiden Sätzen: Wir suchten nach Spuren des Wendentums und fanden so gut wie keine 17 , und:Das Wendentum verschwand hier schon im dreizehnten Jahrhundert..., während die deutschen Kolonisten als Bauern angesetzt wurden 18 .

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