slonen nicht zu lösen sind. An erster Stelle muß die Quellenerschließung stehen. Um die Erschließung archäologischer Quellen steht es offenbar für das Oderbruchgebiet nicht zum Besten 32 ; bezüglich archivalischer Quellen, die für spätere Jahrhunderte Kronzeugen des Wendentums sein könnten, ist die Lage nicht günstiger. Das brachte ich bereits am Beginn meiner Stellungnahme zu Tietze zum Ausdruck 33 . Unter solchen Umständen kann es auch nicht Aufgabe dieses Beitrages sein, eine letztgültige Lösung der Frage zu bringen.
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Gleichwohl glauben wir, sowohl das Problem als auch ganz besonders Fontanes Stellung zu ihm einer Lösung näherzuführen, wenn wir seine Darstellung in die Tradition der regionalkundlichen Literatur der vorausgehenden und der folgenden Zeit einbetten. Mit anderen Worten: Es soll untersucht werden, ob man von der späten Aufklärungsliteratur des ausgehenden 18. und des beginnenden 19. Jahrhunderts über die Zeit Fontanes und weiter bis ins 20. Jahrhundert von gewissen traditionellen Vorstellungen sprechen kann, die auch Fontane teilte. Im 20. Jahrhundert begrenzen wir die Untersuchung mit der Zeit vor 1933, da unter dem Einfluß der Hitlerdiktatur von einer Kontinuität derartiger Traditionen nicht mehr die Rede sein kann. Daß dabei die Literatur ebenso der etwa 8 Jahrzehnte vor Fontanes Werkstattarbeit an den „Wanderungen durch das Oderland“ und am Roman „Vor dem Sturm“ 34 wie die der 5 V 2 Jahrzehnte nach der Veröffentlichung des letzteren 35 nur schwerpunktmäßig und in Auswahl berücksichtigt werden kann, versteht sich von selbst.
Ehe indessen eine Konfrontation versucht werden soll, seien kurz und in systematischer Zusammenstellung die wichtigsten Aussagen aus Fontanes beiden vorgenannten Werken referiert 36 :
1. Die „alten Bewohner“ 37 des Gebietes zwischen Oderlauf und abfallendem Barnim-Plateau identifizierte Fontane schlechthin als „Wenden“ und nahm für sie in der Gesamtheit „ziemlich unvermischte slawische Abstammung“ als eine gegebene Tatsache hin 38 .
2. Die Wendenzeit überdauerte für ihn im bezeichneten Raum die Periode des hochmittelalterlichen Landesausbaues um Jahrhunderte und endete erst um die Mitte des 18. Jahrhunderts mit der fride- rizianischen Kolonisation 40 .
3. Entsprechend dem Grade der Verkehrsfeindlichkeit wird zwischen dem inneren Oderbruchbereich und der Randzone unterschieden. Während sich in dem „durch Jahrhunderte hin wendisch intakt erhaltenen Zentrum die altansässige Bevölkerung „unvermischt“ be-
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