Heft 
(1969) 8
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abfällige Bemerkungen, wie die von A. Götze, die prähistorischesla­wische Kultur, und nicht nur im Oderbruch, seisehr dürftig 92 , in unserem Rahmen Einzelaussagen, aber eine Betonung wendischer Vor­züge erschien offensichtlich nicht mehr opportun.

Neben den vorstehend summarisch und zusammenfassend aufgezählten Merkmalen, in denen die spätere Literatur dem Fontanebild eines wendi­schen Oderbruchs folgte bzw. von ihm abwich, zeigt sich verständlicher­weise eine ganze Palette unterschiedlicher Auffassungen zwischen den einzelnen Autoren zu Teilfragen der Wendenproblematik bzw. zur Metho­dik ihrer Erfassung. Trinius, der zeitlich und sachlich Fontane auch sonst am nächsten stand, entspricht diesem auch darin, daß er die alte Volks­tracht als sicherstes Kriterium des Wendischen wertete 93 . Dagegen glaubte einige Jahrzehnte später Helgenberger gerade an Neuhardenberger Trachtenelementen die wie er es ausdrücktnaturgemäße Mischung von Wendentum und Frankentum ablesen zu können 94 . Und R. Schmidt, der dem 2. Band des Mengelschen Sammelwerkes überDas Oderbruch den volkskundlichen Teil geliefert hat 95 , enthielt sich in seiner ausführ­lichen Darstellung der alten Volkstracht überhaupt jeglicher Ausdeutung im ethnischen Sinne.

Allgemein läßt sich beobachten, daß neben und vor der Tracht von den Späteren gerade solchen Merkmalen zur Bestimmung desWendischen der Vorzug gegeben wurde, deren sich Fontane nur mit Skeptik und Zurückhaltung bedient hatte 96 , nämlich Bauweise, Volksmythologie, Brauchtum und slawischen Sprachrelikten. Wie bereits erwähnt, erscheint das alte Quilitz (Neuhardenberg) bei Pohland nicht nur alsTrachten­insel. Die Nachkommen der einstigen Bewohner dieses Ortes wurden nach Pohland 1929 07infolgedessen von der Umgegend für Nach­kommen der Lausitzer Wenden gehalten. Es wirkt sicher einigermaßen befremdend, wenn allein damit für ihn selbstderen Zugehörigkeit zum sorbischen Zweig der Polaben alsbewiesen gilt.

Zusammenfassend kann unsere am Beginn dieses Abschnittes aufgewor­fene Frage nach dem Weiterleben der Fontaneschen Konzeption zur Wendenproblematik im Oderbruch während des folgenden mehr als hal­ben Jahrhunderts etwa dahingehend beantwortet werden: Jene Elemente der Fontanischen Konzeption, die sich dem Gedankengut der Aufklärungs­literatur anschlossen und der Verunglimpfung des Wendischen steuern wollten 98 , wurden nicht aufgegriffen. Es war schon lange vor dem Macht­antritt Hitlers 99 zur Mode geworden, wie es u. a. H. Teuchert in seiner DarstellungSlawischer Reste innerhalb derMundart des Oderbruchs 1925" a gefordert hat,gegen die slawenfreundliche Haltung mancher Forscher Front zu machen.

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