sagt“. Mit diesem feinsinnigen Hinweis beginnt Thomas Mann seine Widerlegung. Wohl sind jene zwei Ausrufungszeichen Pniowers Fehler, aber nach Pniowerscher Deutung ist das Wort »Leben« ausgerufen, und das andere Ausrufungszeichen hinter den zwei ersten Versen (das »Wohl« am Leben) zeigt den Gegensatz zu den drei letzten (das »Beste« am Leben) 24 . Sowohl in der Abschrift Friedrich Fontanes als auch in dem Gedichtband der Hanser-Ausgabe sind die betreffenden Interpunktionszeichen ein Semikolon und ein Komma. In zwei andren Ausgaben stehen dafür zwei Semikola: in dem von Wolfgang Rost herausgegebenen Gedieh tband „Allerlei Gereimtes “ 25 und in dem der Nymphenburger Gesamtausgabe 26 . Beide Bände folgen aber der Pniowerschen Fassung 27 . Dazu erläutert Pniower: „Deutlich zerfällt die kurze Strophe in zwei Teile, von denen der eine Güter des Lebens nennt; der andere ihnen als Gesamtergebnis die Überzeugung entgegensetzt, daß das Dasein nicht lebenswert, daß das Beste an ihm das Ende sei“ 28 . Dagegen meint Thomas Mann, daß, wenn das »Beste« des dritten Verses mit dem »wohl« des ersten korrespondiert, es das nicht in einem „gegensätzlichen“, sondern in einem „übertreffenden“ Sinne tut 29 . Was den wiederholten Reim betrifft, den Pniower für häßlich und unfontanisch hielt, so behauptet er in seiner Entgegnung, er könne den unter dem Klange von »spendet« stehenden Reim von »das es sendet« auf »was es sendet« nicht nur nicht als schwach und häßlich empfinden, sondern empfände ihn geradezu als die formale Pointe des kleinen Gedichts. Auf diesen Einwand Pniowers ging er schon zehn Jahre früher ein, nämlich auf die zweifelnde Frage des Justizrats: „Übrigens hat mich die Wiederholung des Wortes »sendet« niemals unmelodiös berührt, ja, ich ziehe sie — wie Fontane es gethan hat — der allzu nahe liegenden Reimbildung »spendet« entschieden vor“. Es läßt sich noch eine präzisere Auslegung des Spruches, insbesondere des Wortes »Wissen«, an das im wesentlichen die Kontroverse anknüpft, geben als die, die Thomas Mann im Aufsatz „Der alte Fontane“ und in dem besagten Brief an den Justizrat bietet. In Thomas Manns Entgegnung heißt es: „Fontane wollte sagen und hat gesagt — viel schöner, tiefer und träumerischer, als man es in Prosa sagen kann: »Glücklich, wem das Leben außer dem zu seiner Fristung Notwendigen auch noch ein wenig Freude gewährt. Aber nicht in solchen Dingen ist der eigentliche Sinn und Wert dieses großen Geschenkes zu suchen. Der Sinn und Wert des Lebens besteht darin, daß es uns zur Erkenntnis führt, — zu jener nämlich, die an seinem Ausgang unser wartet«“. Diese Auslegung widerlegt Pniower später folgendermaßen: „Die etwas mystische Bedeutung, die Thomas Mann hineininterpretierte, ... wäre einmal nach meiner Auffassung des Dichters unfontanisch. Ferner wäre der Gedanke mit diesen Worten nicht gerade klar und plastisch, wie es sonst Fontanes Art ist, ausgedrückt. Was ich schon in meinem ersten Aufsatz ausführte, wieder-
Heft
(1969) 8
Einzelbild herunterladen
verfügbare Breiten