Heft 
(1969) 8
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Der gerettete Fontane auf die gleiche Weise erläutert wie hier Pniower. Man könnte also diese drei Abschriften doch nicht als neuen und über­zeugenden Beweis für die echte Gestalt des Spruches anerkennen.

Seit Juli 1920 läßt sich kein Brief oder kein Aufsatz finden, worin sich Thomas Mann nochmals zu dieser Angelegenheit geäußert hätte. Daraus wird sich aber die unveränderte Überzeugung Thomas Manns über sein Verhältnis zu Fontane vermuten lassen, so daß die AufsätzeDer alte Fontane undÜber einen Spruch Fontanes noch 1922 inRede und Antwort und auch später in seinen Essay-Sammlungen immer aufge­nommen wurden. Allein im Abdruck eines Vortrags 36 Thomas Manns, den er 1928 in der Lessing-Hochschule zu Berlin hielt, eine stark gekürzte Umarbeitung des AufsatzesDer alte Fontane (unter Hereinnahme von Teilen aus dem AufsatzAnzeige eines Fontane-Buches aus dem Jahre 1919), ist der Spruch nicht enthalten.

Ferner läßt sich noch eine beachtenswerte Anmerkung über den Fontane- Essay Thomas Manns machen, die in dem Briefband Thomas Manns an Ernst Bertram erscheint 37 . Dort kommentiert Inge Jens, die Herausgeberin des Briefbandes:Dafür, daß Pniower mit seiner Konjektur doch recht hat, spricht die Tatsache, daß im späteren Nachdruck des Thomas Mann- schen Fontane-Essays in dem Band »Adel des Geistes«, Stockholm 1945, S. 560, der Spruch in der Pniowerschen Version (»des es endet« 38 ) er­scheint. Ich habe in einigen Essay-Sammlungen Thomas Manns nachge­schlagen. In den Stockholmer Ausgaben von 1945, 1955, 1959 und 1967 (ebenfalls in beiden Ausgaben,Berliner Ausgabe 1956 undFischer- Ausgabe 1960 von Thomas Manns Gesammelten Werken in 12 Bänden) steht der Spruch in der Ettlingerschen Version. Nur in der Stockholmer Ausgabe von 1948 (S. 560) erscheint er geändert, aber nicht in der Version »des es endet«, sondern »daß es endet« 39 . Wie ist aber diese einmalige Änderung des Verses zu erklären? Dazu teilte mir vor kurzem die Re­daktion des S. Fischer Verlages mit, daß es sich dabei ganz bestimmt um einen bedauerlichen, rein technischen Setzfehler handelt. Jedenfalls kann man doch nicht glauben, daß Thomas Mann bei der Veröffentlichung dieser Ausgabe seine bisher feste Überzeugung geändert hätte.

Der alte Thomas Mann vertieft sich immer wieder in die Welt des alten Fontane. Er empfindet unsagbare Befriedigung und großes Entzücken beim wiederholten Lesen vonEffi Briest undDer Stechlin 40 . In einem Brief vom 7. Febr. 1951 schreibt er an Henry H. H. Remak:Daß ich jedes gute Wort, das über Fontane geschrieben wird, mit Anteil lese, brauche ich nicht zu sagen. Mein eigener Versuch über ihn ist, glaube ich, noch immer das Beste, was ich kritisch zustande gebracht habe 41 . Mit diesemVersuch meint er wohl seine StudieDer alte Fontane. Dem wird er doch noch in der Erinnerung besonders innig zugetan sein, ob-

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