PIERRE-PAUL SAGA VE (PARIS)
Fontane-Forschung an der Universität Paris
Seit wenigen Jahren ist das Interesse für Fontane in Frankreich wieder erwacht. Einige seiner Romane sind in französischer Übersetzung erschienen. Artikel über gewisse historische Aspekte seines Werks wurden in literarischen Fachzeitschriften veröffentlicht. So ist zunächst der Anstoß dazu gegeben worden, daß Fontanes Werk als Forschungsgebiet von der französischen Germanistik bearbeitet werden kann.
An der Universität Paris sind eine ganze Reihe von Doktorarbeiten und sogar eine Habilitationsschrift im Entstehen begriffen. Auf diese Arbeiten junger französischer Forscher soll hier hingewiesen werden. Unter den Doktoranden bemühen sich die einen darum, die Verwendung von Motiven aus Sage und Geschichte in Fontanes Werken zu behandeln; die andern haben die Absicht, die literarische Verwendung von zeitgeschichtlichen und gesellschaftskundlichen Problemen zu erforschen. Der Habilitand endlich, dessen Arbeit bereits ziemlich weit fortgeschritten ist, analysiert mit Hilfe der strukturalistischen Methode den Aufbau der Romane Fontanes.
In diesem Forschungsbericht soll die Thematik der einzelnen Arbeiten in chronologischer Reihenfolge behandelt werden. Beginnen wir also damit, eine Arbeit zu erwähnen, in der die Bedeutung der Sagen für das Romanwerk Fontanes und für die Wanderungen durch die Mark Brandenburg erforscht werden soll. Die Doktorandin, Madame Poitout, ist in der französischen Öffentlichkeit bereits als Übersetzerin von Max Brod hervorgetreten: ihre Doktordissertation steckt noch in den Anfängen. Die Quellen slawischer Legenden sollen zunächst nachgewiesen werden, wobei der Autorin ihre Sprachkenntnisse zustatten kommen. Die aus den autobiographischen Schriften bekannten frühen Begegnungen Fontanes mit slawischem Sagengut sind näher zu bestimmen. Magische Motive (Zauberer, Gespenster, magische Objekte, Zaubertiere, Spukhäuser), Elementarzauber (Thematik des Wassers, der Wolken, des Feuers) sind bis ins einzelne klarzulegen; der Anstoß zu dieser Arbeit kam aus Fontanes zahlreichen Bemerkungen über das Wendentum.
Eine weitere Studie hat ein historisches Thema zum Gegenstand. Es ist die als Manuskript abgeschlossene Arbeit von Madame Marzin: Das Bild Napoleons und der Franzosen im Roman Vor dem Sturm. Napoleon erscheint nur einmal direkt in diesem Text. Aber das Verhalten der Franzosen wird so dargestellt, als sei es von der Verehrung ihres „Götzen“ oder Dämons bestimmt. Die Verhaltensweise der Franzosen wird nun