ihrerseits von den einzelnen Persönlichkeiten und sozialen Gruppen, die Fontane darstellt, höchst verschiedenartig beurteilt. Die Autorin hat zu ihrer Untersuchung Photokopien zahlreicher Dokumente und zeitgenössischer Kritiken zu Vor dem Sturm benutzt, die fast alle aus dem Potsdamer Fontane-Archiv stammen. Ferner wurden viele Briefe, Berichte, Illustrationen zu den Jahren 1811—13 herangezogen, die zum großen Teil unveröffentlicht sind. Sie stammen aus dem Hausarchiv der Familie Bonaparte. Diese wertvollen Dokumente wurden der Autorin dankenswerterweise vom Privatsekretär des Prinzen Napoleon zur Verfügung gestellt. So konnten die im Roman vorkommenden französischen Heerführer und das allgemeine Verhalten der Okkupationsarmee an Hand des erwähnten Quellenmaterials gründlich dargestellt werden. Interessant an dieser Arbeit ist ferner das aus französischer Sicht gezeichnete Bild der preußischen Widerstandskämpfer.
Eine weitere Arbeit hat auch Frankreich zum Gegenstand, spielt aber mehr ins Zeitgeschichtliche hinein. Es handelt sich um die im Entstehen begriffene Doktordissertation von Monsieur Guindon, die Fontanes Schriften zum deutsch-französischen Krieg von 1870/71 zum Gegenstand hat. Zu seiner Arbeit über die drei Bücher Fontanes zum siebziger Krieg hat der Autor zunächst das Tagebuch des Schriftstellers herangezogen, das ihm im Fontane-Archiv zur Verfügung gestellt wurde (Schreibmaschinenabschrift). Dieses Tagebuch, das von 1866 bis 1882 reicht, enthält wertvolle Aufschlüsse über den Ursprung der Kriegsbücher Fontanes. Auch über Fontanes Arbeitsweise hat der Autor dem Tagebuch manches entnommen; ferner hat er über Fontanes Stellung zu wichtigen Tagesfragen vieles durch das Tagebuch erfahren, so zum Beispiel Fontanes durchaus nicht nationalistische Haltung zur elsaß-lothringischen Frage. Fontanes Stellungnahmen aus dem Tagebuch werden übrigens häufig in seinen Briefen bestätigt. Neben dem Tagebuch und den Briefen hat der Autor als bedeutsame Quelle Fontanes Notizbücher herangezogen, die ihm im Fontane-Archiv zugänglich gemacht wurden. Aus diesen Skizzen, aufnotierten Gesprächsfetzen und persönlichen Reflexionen hat der Autor manches über Fontanes Persönlichkeit, über seine Schreibweise und seine Beurteilung des deutsch-französischen Problems in und nach dem Kriege erfahren. Als Gegenstück zu dieser Quelle wurden die Feldbriefe von George Fontane an seinen Vater herangezogen, in denen nun der Standpunkt, die anfängliche Begeisterung und spätere Enttäuschung des Kriegsteilnehmers zum Ausdruck kommen. Die Arbeit wird zeigen, daß Fontanes Eindrücke von Frankreich zunächst ungünstig sind, daß aber mit der Zeit seine Beurteilung sich nüanciert. Der Autor hat es sich zur Aufgabe gemacht, zwischen Fontanes unmittelbaren Reaktionen und zwischen der abgewogenen Verwendung seiner Notizen in den Kriegsbüchern scharf zu unterscheiden.
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