gesundes und sauberes Leben zu führen in der Lage ist, von einem besonderen Ausschuß unter die Lupe genommen.
Diese und mehr Aufgaben und Probleme mußten bewältigt werden, und gerade diese Zeit war der Hintergrund, als das Buch von Dr. Morris erschien. Der Erfolg konnte nicht ausbleiben, und er blieb nicht aus. Seine Ratschläge, vor allem in bezug auf die Hygiene, wurden in der medizinischen Presse der ganzen Welt mit Freuden begrüßt. „Dr. Morris bereitet den Weg für ein vollkommen und universell gewürdigtes System der Hygiene“, schrieb die „Indian Medical Gazette“ 21 ; „Dr. Morris hat sich mit seinem kleinen Buch verdient gemacht...; er hat in einer eindringlichen und überzeugenden Weise ein Thema, das die Aufmerksamkeit von Fachmännern der Hygiene beibehalten hat, angeboten“, schrieb das „New York Medical Journal “. 22 Auch zu Hause in England wurde Morris’ Buch nicht minder ernst genommen.
Besonders interessant für unsere Untersuchung der Freundschaft von Morris mit Fontane ist der Kommentar des „Journal of Cutaneous Me- dicine“, das auf Grund der in seinem Buch vertretenen Ansichten von Morris schreibt: „Wir sind sehr von ihrer wichtigen Relevanz für das Sozialleben und für die Pflege des Kranken beeindruckt worden “. 23 Relevanz für das Sozialleben war das Hauptmotiv in den meisten medizinischen Schriften von Dr. Morris. Gerade dieser Gedanke kommt am Schluß des bereits zitierten Aufsatzes zum Ausdruck: das Thema des Buches gestaltet „das Fundament von allem, was in unserem Alltag am interessantesten ist, und (gleichzeitig) umfaßt die Elemente von zukünftigem Fortschritt “. 24
Das Soziale an diesem Buch tritt auch speziell im Text hervor, wenn der Verfasser über die Folgen von Krankheit für die Menschheit schreibt: „Der Ausbruch der Pestilenz ist eine seltsame und eindringende Probe von Menschen und Völkern — hier kommen die schäbigsten, dort die nobelsten persönlichen Eigenschaften unerwartet zum Vorschein. In der einen Gemeinschaft wird die soziale Bindung abgebrochen, die Gesellschaft ist vollkommen in Verwirrung gebracht; in einer anderen werden die größten christlichen Tugenden sichtbar, die Bande der Gesellschaft werden durch die gemeinsame Gefahr enger zusammengezogen, und die Reichen, die Mächtigen, die Gesunden und die Anständigen werden erfahren, wie viele Interessen sie doch mit den Armen, den Schwachen, den Kranken gemeinsam haben — ja!, und sogar mit den Verbrechern, denn dieselbe zerstörende Materie, welche die Obdachlosen und die freundlosen Landstreicher zur Krankheit niederwirft, kann ebenso Pein und Schmerz zu königlichen Türmen bringen und das Land mit Trauer erfüllen“ . 25 Was den letzten Satz betrifft, so rhetorisch er auch in modernen Ohren klingen mag, entsprach er doch der Wirklichkeit — der Prinz-
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