er vielmehr eine Besprechung des geschenkten Buches unter dem Titel „Nach „Olympia". In dieser Rezension führt Fontane die hier ausgesprochenen Gedanken weiter aus. Nachdem er Pietsch als einen „Meister in der Kunst der Reisebeschreibung" bezeichnet hat, heißt es u. a.: „Solche reiche Begabung ist aber keineswegs etwas Selbstverständliches, sondern umgekehrt so selten wie möglich. Jeder hat sein Maß von Begabung, wie jeder sein Maß von Vermögen hat, aber der Grad entscheidet, und neben ihm die Vielseitigkeit, der weite Horizont. Im einzelnen wird L. P. vielfach übertroffen, von diesem an stilvoller Kunst, von jenem an Witz, von diesem an Geschmack, von jenem an Gelehrsamkeit. Aufs Ganze hin angesehen, nehme ich nicht Anstand, ihn auf dem nichtpolitischen Gebiete für das größte journalistische Talent zu halten, das ich kennengelemt habe. Und ich habe viele kennengelernt. Und nicht bloß in Deutschland. Wir dürfen uns freilich nicht durch den bloßen Klang französischer und englischer Namen blenden lassen. Man vergleiche L. P. beispielsweise mit William Russell, einem der besten und begabtesten, die das Ausland hat. Und doch, wie beschränkt in seiner Begabung! Was L. P. besitzt, ist nicht nur ein stupender Reichtum an Anschauun- t gen innerhalb aller Gebiete des Lebens und der Kunst, nein, er beherrscht diesen Besitz auch derartig, daß er jeden Augenblick mit größter Leichtigkeit darüber Verfügung hat" (vgl. die ganze Rezension in: Theodor Fontane, Aufzeichnungen zur Literatur. Ungedrucktes und Unbekanntes. Hrsg, von H.-H. Reuter, Berlin und Weimar 1969, S. 94-98). -
In einem Brief vom 16. Juni 1879 bot Fontane Julius Grosser, dem Redakteur der von Paul Lindau herausgegebenen Zeitschrift „Nord und Süd", die Besprechung über „L. Pietschs Olympia-Buch" zusammen mit der „über Stan- leys Reise ,Quer durch Afrika'" zur Auswahl ah und fuhr dort: „Es würde mich freuen, wenn Sie sich für Pietsch entschieden, dem ich diesen kleinen Liebesdienst längst versprochen habe. Mit Besprechung des Buches würde ich beginnen, sehr bald aber zu der Person übergehen und offen und unumwunden - ohne seine Fehler zu verschweigen - auf das große und ganz einzig dastehende journalistische Talent hinweisen. Der Berliner ist ein Hammel, namentlich aber ein Neidhammel, sonst müßte dieser Mann in Gold gefaßt werden. Würde freilich nichts helfen; das erste, was er täte, wäre, daß er seine ,Fassung' verpfändete. Aber das geht literarisch keinen was an." Vier Wochen später, am 19. Juli 1879, schrieb er an denselben Empfänger aus Wernigerode: „Ihrer gef. Aufforderung nachkommend, hab ich das Manuskript zu dem Pietsch-Aufsatz direkt an Teubners nach Leipzig abgeschickt. Ich denke mir - da Sie ja auch eine gute Meinung von L. P.'s Talent haben - daß alles, was ich nach dieser Richtung hin gesagt habe, Ihnen nicht als übertrieben erscheinen wird. Daß es Leute gibt, die geringer, ja viel geringer von ihm denken, kann nur ein Anlaß mehr sein, die Lanze für ihn einzulegen. Einer offenbaren Ungerechtigkeit entgegenzutreten, die seltsamerweise L. P. selbst nicht so empfindet, wie er sie empfinden könnte, war ja der eigentlichste Zweck meines Artikels, viel mehr als die spezielle Buchbesprechung" (zitiert mit freundlicher Genehmigung der Universitätsbibliothek Berlin nach den Originalen ihrer Fontane-Sammlung; vgl. auch S. 19, Anmerkung 11).