Heft 
(1969) 9
Seite
52
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Kommentar

1 Pietsch hatte in der Morgenausgabe der VZ Nr. 195 vom 27. April 1895 .Die Bildnisausstellung des Künstlervereins' im Architektenhause beschrieben Bei der Erwähnung von Karl Breitbachs Fontane-Bild (gemalt 1889) entwarf er dasschmeichelhafteste Porträt" mit den Worten:Zahlreiche Versuche sind bereits von begabten tüchtigen Bildnismalern gemacht worden, der Erscheinung Theodor Fontanes im Bilde gerecht zu werden, diesen herrlich geformten Dichterkopf zur treuen lebendigen Anschauung zu bringen, des­sen Augen und Züge die ganze stolze Freiheit und Vornehmheit seines Geistes, den poetischen Glanz, den erquickenden Humor, kurz alles aus­strahlen, was hinter dieser leuchtenden Stirn ,lebt und glimmt'. Ich gestehe, daft mir unter allen diesen Versuchen keiner gelungener dünken will, als der, welchen wir durch Karl Breitbach in seinem hier ausgestellten Bildnis unsers Freundes, den es mit der Feder in der Hand darstellt, ausgeführt sehen."

2 Vermutlich ein Sohn von Pietschs einziger, fünf Jahre jüngerer Schwester Henriette.

3 Daswieder" bezieht sich auf die offizielle Feier des 70. Geburtstages von Pietsch am 6. Januar 1895 im Hotel Kaiserhof, auf der Fontane zur Rechten und Adolf Menzel zur Linken des Jubilars ihren Platz gehabt hatten. - Das hier erwähnte Jubiläum des damaligen Chefredakteurs der VZ, Friedrich Stephany, war wahrscheinlich eine Feier aus Anlaft seines 65. Geburtstages am 14. März 1895 und seiner 25jährigen Tätigkeit für die Zeitung, der er seit dem Sommer 1870 angehörte.

Berlin, 8. Januar 1897

Teuerster Pietsch!

Meine Frau dankt herzlich und ich natürlich erst recht. 1 Denn mit den Frauen ist es doch immer so so. Sie sind wohl eitel auf ihren Mann, aber die letzte Grundlage bleibt doch Zweifel. Wer hätte übrigens den Mut, diesem Zweifel die Berechtigung abzusprechen?

Diese IhreBerliner Briefe" sind doch etwas sehr Reizendes und Eigenartiges; es wird kaum ein Seitenstück dazu geben. Eine kurze Zeit hindurch findet sich dergleichen sehr oft, aber durch Jahrzehnte hin 2 - das steht doch wohl einzig da. Sie haben darin eine Stadt- und Landesgeschichte gegeben, die dem Zukunftshistoriker viel Zeit und Mühe erspart.

Unter besten Grüften und Empfehlungen von Haus zu Haus wie immer

Ihr Th. Fontane

Gedruckt nach der Schreibmaschinenabschrift im Fontane-Archiv Potsdam (vgl. Briefe Theodor Fontanes. Zweite Sammlung, a. a. O., 2. Band, S. 414).

Kommentar

1 Pietsch hatte in seinemBerliner Brief" vom 30. Dezember 1896 (Schlesi­sche Zeitung, Nr. 1 vom 1. Januar 1897) der Vollendung von Fontanes