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Teuerster Pietsch!
Berlin, 3. Februar 1898
Die neue Auflage meiner Gedichte 1 , von der Ihnen meine Tochter, glaube ich, erzählt hat, gebe ich gleichzeitig mit diesem Postbrief bei der Paketfahrt auf, um zwanzig Pfennig zu sparen. So mäfjig ist man in seinem Hause. Denn ich schicke nie was mit der Paketfahrt, wenn ich es nicht für angezeigt halte, mich einem höheren, zwanzig Pfennige sparenden Hauswillen unterzuordnen. Im Grunde läßt sich ja auch nichts dagegen sagen, und ist es recht eigentlich dieser Zug, der einen vor dem debäcle bewahrt hat.
Die zehn oder elf neuen Gedichte fangen mit S. 67 an. Das zweite davon „Lu- renkonzert" 2 ist mein besonderer Stolz und sei Ihnen ans Herz gelegt.
In alter aufrichtiger Ergebenheit Th. Fontane
Gedruckt nach der Schreibmaschinenabschrift im Fontane-Archiv Potsdam (vgl. Briefe Theodor Fontanes. Zweite Sammlung, a. a. O., 2. Band, S. 449-450).
Kommentar
1 Gedichte von Theodor Fontane. 5. verm. Auflage, Berlin: W. Hertz, 1898.
2 „Lurenkonzert" war ebenso wie „Arm und reich" und „Der Tod der Baline- senfrauen" u. a. bereits 1896 in der Zeitschrift „Pan" erschienen.
Weifjer Hirsch bei Dresden, 15. Juni 1898
Teuerster Pietsch!
Anbei mein Neuestes 1 (etwas dickleibig), das ich Ihnen zu Gnaden unterbreite. Vielleicht finden Sie auf einer der weinumsponnenen und vor Jahr und Tag so reizend beschriebenen Rüdesheimer Veranden - ich glaube, es war Rüdes- heim - Lust und Zeit, einen Blick hineinzutun. Unter Empfehlungen an Fräulein Jenny 2 , mit besten Wünschen für Ihr Wohl
wie immer Ihr Th. Fontane
Erstdruck nach der Schreibmaschinenabschrift im Fontane-Archiv Potsdam. Kommentar
1 Theodor Fontane, Von Zwanzig bis Dreißig, Berlin 1898.
2 Pietschs unverheiratete älteste Tochter Jenny führte ihm seit dem Tode seiner Frau im Juli 1894 den Haushalt. Sie starb 1910, ein Jahr vor ihrem Vater.
31 Weißer Hirsch bei Dresden, 27. Juni 1898
Teuerster Pietsch!
Für zwei so überaus liebenswürdige Briefe, wie sie nur aus allen möglichen Gründen von Ihnen kommen können, meinen herzlichsten Dank. Buch und Verfasser können sich nichts Besseres denken, als von Ihnen unserm guten Berlin vorgestellt zu werden.
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