Und nun die Fehler - und Storm. Ich werde, wie’s so schön heißt: „Remedur schaffen", sobald es geht. Was die Fehler angeht (ganz obenan die Juni-Schlacht- Geschichte) 1 , so bemerkte die holde Gattin: „ich begreife nicht, wie einem, der so lange daran herumdruckst, so was immer wieder passieren kann." Ich schwieg kleinlaut, weil ich mich ja außerdem noch für einen „Historiker" halte. Beinahe im Emst.
Bei Storm mache ich, sowie es zu einem Nachdruck kommt, eine Anmerkung und exerziere nach. Ich habe die reizenden Stellen über das Leben in Heiligenstadt noch lebhaft in Erinnerung. Daß der Hinweis darauf in dem Buche fehlt, kann ich nur damit entschuldigen, daß der Artikel in seinen Hauptteilen wohl schon zehn, mindestens sieben Jahre alt ist 2 und daß ich bei dem Abdruck in der Rodenbergschen „Rundschau" das Hineinarbeiten von Neuhinzugekomme- nem 3 vertapert habe. Nochmals herzlichen Dank.
Wie immer Ihr Th. Fontane
(Vgl. die Erstveröffentlichung in: Theodor Fontane, Briefe an die Freunde. Letzte Auslese. Hrsg, von Fr. Fontane und H. Fricke, 2. Band, Berlin 1943, S. 622-623).
Kommentar
1 Im 3. Kapitel des Abschnitts „In Bethanien" in „Von Zwanzig bis Dreißig" hatte Fontane über die Zeit „vom Sommer 1848 bis Herbst 1849" geschrieben: „Dann erschien allerdings Wrangel, und ein paar stillere Monate folgten; aber mit dem Frühjahr war auch der Lärm wieder da: Dresden hatte seinen Maiaufstand, in Paris tobte die Junischlacht, und in Baden unterlag die Sache der Aufständischen erst nach mühsamlichen Kämpfen." Die Junischlacht, d. h. die blutige Unterdrückung der sich erhebenden Pariser Bevölkerung unter dem Oberbefehl von General Cavaignac, hatte vom 23. bis 26. Juni 1848, also vor der hier geschilderten Zeit (Einzug Wrangels: 9. November 1848) stattgefunden.
2 Fontane hatte unmittelbar nach Storms Tod, im Juli 1888 -also vor zehn Jahren -, „einen längeren Aufsatz" über ihn begonnen, aber wieder beiseite geschoben, da ihm „die Kraft dazu ausging" (vgl. Fontanes Tagebuch. In: Das Fontane-Buch. Hrsg, von Ernst Heilborn, Berlin 1921, S. 174). Diese Aufzeichnungen Fontanes wurden von Hermann Fricke unter dem Titel „Erinnerungen an Theodor Storm von Theodor Fontane. Ein nicht vollendeter Nekrolog" veröffentlicht in: Jahrbuch für brandenburgische Landesgeschichte, 9. Band, Berlin 1958, S. 26-37. - Mit leichter Genugtuung vermerkte Fontane übrigens ein wegen der Turbulenz der Tagesereignisse nur mangelhaftes Interesse des Publikums an Pietschs Nekrolog auf Storm (VZ Nr. 320, 322 und 328 vom 8., 10. und 13. Juli 1888) in einem Brief an seine Tochter vom 12. Juli 1888.
3 Da Fontane auf Pietschs Erinnerungen an Storms Leben in Heiligenstadt in „Wie ich Schriftsteller geworden bin" (2. Band, Berlin 1894, S. 86 f.) im Vorabdruck seines Storm-Kapitels in der „Deutschen Rundschau" (Mai 1896) und auch in der Buchausgabe von „Von Zwanzig bis Dreißig" hingewiesen hat, dürften mit dem „Neuhinzugekommenen" Storms Briefe aus Heiligenstadt an Eduard Mörike gemeint sein, auf die der Mörike- und Storm-Ver-
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