Die Besprechungen im Deutschen Museum 24 ist komparatistisch und umfassender als die Bewertung in den Grenzboten. Fontanes Jenseit des Tweed wird mit dem Reisebericht Eine Frühlingsfahrt nach Edinburg von Karl Elze 23 verglichen, wobei die künstlerischen Züge der Darstellung, die Fontanes Werk kennzeichnen, mit Anerkennung identifiziert werden. In Fontanes Reisebuch sei überall der Dichter zu erkennen, der sich auch als Meister der landschaftlichen Schilderung gebe: „ ... er weiß seinen Naturgemälden bei allem Glanz der Farbe und aller Pracht der Darstellung zugleich eine gewisse Innerlichkeit, eine gewisse gemüthliche Stimmung zu geben, wie sie eben ... vorzugsweise dem Lyriker zu Gebote steht.“ Als „wohlerfahrener und gewandter Tourist“ habe er sich durch wiederholten und längeren Aufenthalt im Lande vollständig in die englischen Sitten und Gebräuche eingelebt und die wesentlichen Unterschiede zwischen englischem und schottischem Charakter feinfühlig nachgezeichnet. Auch dieser Rezensent lobt die detaillierte und anziehende Schilderung des aus englischer und deutscher Dichtung Bekannten, insbesondere der dem deutschen Leser durch Schillers Maria Stuart vertrauten Örtlichkeiten, und er billigt „die Wärme und Tiefe der Empfindung“, mit der Fontane das Geschichtliche dargestellt habe. „Daß er ... dabei im ganzen mehr den Poeten als den historischen Forscher sprechen läßt“, macht ihm der Rezensent nicht zum Vorwurf, sondern spricht ihm das Recht zu, „die Welt mit dichterischem Auge zu betrachten.“ Mit dem „romantischen“ Reiz der Schilderung Fontanes könne Elze nicht wetteifern. „Es fehlt ihm jener poetische Duft, der über Fontanes Schilderungen ausgebreitet liegt.“ Gerade deshalb jedoch sieht der Rezensent Elzes Darstellung als eine „willkommene Abwechslung“, und die betonte Nachzeichnung politischer und sozialer Zustände der schottischen Bevölkerung, die in der Frühlingsfahrt nach Edinburg enthalten ist, bedeutet ihm eine ebenso „interessante wie dankenswerthe Ergänzung“ des Fontaneschen Buches.
D|ie günstige Rezeption der Reisebeschreibung fand Fontane erfreulich. Die alljährlichen Ausflüge deutscher Touristen in das schottische Hochland versprachen die Vertiefung des Interesses daran , 213 so daß die Veröffentlichung des Werkes für den Verleger kein Verlustgeschäft wurde, wie Costenoble es zweifellos befürchtet hatte.
Die Geschäftsverbindung mit Springer war jedoch nur von kurzer Dauer. Offenbar lag Fontane viel daran, weitere Werke bei Hertz unterzubringen. Als er die Wanderungen durch die Mark Brandenburg für den Druck vorbereitete, wandte er sich zuerst an Hertz und offerierte ihm, allerdings vorerst indirekt und die Verbindung mit Springer diplomatisch ausnutzend, das neue Werk, wobei er andeutete, daß sich ein konservativer Verleger wie Hertz besser für die Veröffentlichung des Buches eigne als der liberale Springer: „Noch eine Frage. Ich denke jetzt allgemach an Edirung meiner ,Märkischen Bilder“, die ich unter dem Titel ,zwischen Oder und Elbe“ (wenn mir nichts kürzres einfällt) in die Welt schicken möchte. Meinen Sie, daß icfy Springer frage, ob er es nehmen will? Der Inhalt ist entschieden konservativ (nicht in dem häßlichen Sinne von Reaktionär“) woran S. allerdings wohl Anstand nehmen dürfte .“ 27 Hertz übernahm dann auch die
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