Zwei Briefkopien aus dem Besitz von Martin Hesekiel (Lübeck)
d. 21. 11. 70
Hochverehrter Herr Hofrath.
Gestern Abend ist uns durch ein Telegramm des Mr. Cremieux aus Tours, die Freilassung meines theuren Mannes, der sich gegenwärtig im Chateau auf der Insel Oleron befindet, angezeigt.
Es ist mir eine ganz besondere Freude Sie verehrter Herr Hofrath, davon in Kenntniß zu setzen.
Hochachtungsvoll ganz ergebenst
Emilie Fontane
[Anmerkung des Empfängers George Hesekiel]
Endlich!
Die Freilassung wurde durch hiesige Juden bei ihrem Glaubensgenossen Cremieux, der Mitglied der Regierung der Republik ist, bewirkt.
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Theuerster Hofrath.
Erste deutsche Gänseleberpastete aus Strasburg (daher auch noch klein). Die Gans war immer deutsch und soll es bleiben. Von wegen Verdauung auch noch ein „Pulleken“. Habt alle frohe, glückliche Festtage, so froh wie dieser Zeiten Wirrsal sie zuläßt. In alter Freundschaft Dein festtäglich gestimmter aber furchtbar abgehetzter,
Th. Fontane
Berlin, 24. Dezemb. 70
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[Anmerkung der Redaktion:
Die Freilassung wurde offiziell am 24. 11. angeordnet, die Rückreise führte Fontane über Bordeaux, Toulouse, Lyon, Genf, Bern, Basel nach Berlin. Am 5. 12. trat F. in Berlin ein, am 23. 12. erschien bereits der Vorabdruck aus: „Kriegsgefangen. Erlebtes 1870“ in der Vossischen Zeitung.
Über das Verhältnis Fontanes zu Hesekiel informiert: George Hesekiel, von Otto Neuendorff, Berlin 1932, in: Germanische Studien, Heft 125, S. 28ff.]
Anmerkungen zu Theodor Fontanes Äußerungen über George Hesekiel in „Von Zwanzig bis Dreißig“
von Martin Hesekiel (Lübeck)
In den Fontane-Blättern 1979, Sonderheft 5, finden sich vier kleine Gedichte, die zu verschiedenen Gelegenheiten dem Berliner Journalisten und Schriftsteller George Hesekiel gewidmet waren. Da in dem vorliegenden Heft ein Fontane-Brief an G. Hesekiel vom 24. 12. 1870 erstmals veröffentlicht werden kann, ist mir dies ein Anlaß, ein paar Anmerkungen zu Fontanes ausführlicher Darstellung Hesekiels zu machen. Hierbei beziehe ich mich
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