günstige Chancen aus dem Erlernten ergeben, falls aus schwerwiegenden Gründen das Studium nicht abgeschlossen werden könnte.
Die Wahl dieses Studienganges fand auch die Zustimmung der Eltern. Noch 1880 begründete der Dichter seine besondere Meinung darüber: „Theo ist ein lieber Kerl, ein wunderbarer Knopp. Ein Glück, daß er Jurist geworden ist, wohin alle diese Verschraubtheiten und Eigensinnigkeiten und Leblosigkeiten, die sich Recht oder Prinzip oder Consequenz nennen, wundervoll gehören“.
Vorerst stand aber für Vater und Sohn eine äußerst wichtige Frage im Vordergrund: womit ließ sich das Studium und das Leben des Studenten finanzieren? Der Dichter war bereit, wie in der Seminarzeit, weiterhin für Theos Kleidung und Wäsche zu zahlen, ferner übernahm er die Studiengebühren und stellte dem Sohn jederzeit den elterlichen Mittags- und Abendtisch frei. Aber für Wohnung mit Frühstück, Fachbücher und alle sonstigen Bedürfnisse hatte Theo selbst zu sorgen. Das bedeutete, daß nicht nur ein geeignetes Zimmer gefunden werden mußte, das preisgünstig war und nahe sowohl zur Universität wie zu den Fleischtöpfen des Elternhauses lag. Auch eine einträgliche Nebenbeschäftigung war zu suchen. Zwar hatte sich Theo bereits während der Schulzeit Taschengeld durch Nachhilfestunden verdient, mit 50 Pf pro Stunde wurden sie aber zu gering honoriert. Um ohne Gefährdung des Studiums und der dafür geforderten Zeit die notwendigen Mittel für den Lebensunterhalt zu sichern, mußten andere Erwerbsmöglichkeiten ausfindig gemacht werden. Zum Glück entdeckte er nicht nur schnell eine geeignete Unterkunft in der Nähe der Voßstraße, sondern er bekam durch seinen ehemaligen Klassenlehrer auch eine besser dotierte Nachhilfelehrerstelle vermittelt. Für wochentäglich 3 Unterrichtsstunden beim Sohn Georg in der Dorotheenstraße bot ihm der Geheime Kommerzienrat Herz monatlich 75,— M. Davon ließ sich neben allem andern auch das Mansardenzimmer mit Frühstück für 30,— M bezahlen, zumal Theo in die geräumige Stube bald einen Studienkollegen, seinen lebenslangen Freund Edwin Litty aufnahm, so daß sich die Mietkosten sogar noch halbierten. In dieser Behausung verbrachte er dann nicht nur seine geamte Studenten- sondern noch einen großen Teil seiner Referendarzeit. Offensichtlich nahm jedoch Theos Bude als festverfügbares Dauerlogis bei der Familie Fontane die Vorstellung einer Art Dependance zur eigenen Potsdamerstr.-Wohnung an, die bekanntlich gar nicht groß und höchstens Raum für ein Kind bot, aber schlecht für deren zwei, nämlich Mete und Friedei.
1882, als Theo bereits Kammergerichtsreferendar war, wurde ihm von den Eltern für mehrere Monate sein Bruder Friedei als Logiergast einquartiert. Friedei hatte die Schule verlassen und war Buchhändlerlehrling beim Verlag Langenscheidt geworden. Sein Dienst begann dort bereits um 7 Uhr, damit hätte er ab 6 Uhr früh Unruhe in das Leben der Eltern gebracht und eine Umwälzung des Haushalts und damit erheblichte Störung der Arbeitsruhe des Dichters verursacht. Auch Theo scheint als nunmehriger Quartiergeber durch das frühe Aufstehen des Bruders erheblich tangiert worden zu sein, mehr aber wohl noch durch dessen häufiges Heimkommen erst
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