Sein juristisches Studium bewältigte Theo ohne Schwierigkeiten und Verzögerung. Die Nebenbeschäftigung im Hause Herz erweiterte sich von der des Nachhilfelehrers zum Hauslehrer mit entsprechend höherer Bezahlung, so daß er an den freien Abenden mit seinen Kommilitonen ein zwar bescheidenes, aber sorgloses Dasein genießen konnte. In dieser Zeit entwickelte er auch noch ein besonderes Talent im Skatspielen, ein Vergnügen, zu dem er mit seinen drei Studienfreunden Edwin Litty, Paul Lachmann und Paul Meyer noch in hohem Alter wöchentlich zusammentraf. Von diesen Freunden ist der spätere Justizrat Meyer auch für die Fontane- Forschung eine bekannte Persönlichkeit geworden. Er war nicht nur Mitinitiator der „Zwanglosen“, zu deren Gründungsmitgliedern selbstverständlich auch Litty und Theo — nicht aber Friedei — gehörten. Den verehrten Dichter ernannte man später zum „Ehren-Zwanglosen“. Paul Meyer wurde schließlich; der juristische Berater des alten Theodor Fontane und stand ihm bekanntlich auch bei der Abfassung und Hinterlegung des Testaments 1892 bei Gericht zur Seite. Ganz besonders schätzte der Dichter auch die Schwester Marie, verheiratete Sternheim.
Nach der im Dezember 1878 erfolgreich abgelegten 1. juristischen Staatsprüfung, dem Referendarexamen, sah sich Theo wiederum besonderen wirtschaftlichen Problemen gegenüber. Wie sollte er seine weitere Ausbildung zum Assessor finanzieren? Die ersten Monate der Referendarzeit mußten nämlich am Amtsgericht einer ländlichen Kleinstadt abgeleistet werden, wo es voraussichtlich keine Möglichkeit zur Erteilung von Privatstunden gab, soweit dies nicht überhaupt aus Gründen der beruflichen Reputation unerwünscht war.
Die bescheidenen Rücklagen aus seiner Tätigkeit im Hause Herz hatte Theo seiner Mutter in Aufbewahrung gegeben. Sie bedeuteten für Frau Emilie eine Art Notgroschen, denn die wirtschaftlichen Verhältnisse im Haus des Dichters Fontane waren nach wie vor unsicher und schwankend abhängig von seinem schriftstellerischen Erfolg.
In dieser Zeit der Überlegung, was nun nach dem Examen geschehen sollte, besuchte Hermann Scherz aus Kränzlin bei Neuruppin seinen Jugendfreund Theodor in der Potsdamer Straße. Dabei erfuhr er auch von Theos Sorgen und stellte ihm für die nächsten Jahre einen festen Zuchuß bereit, bis dieser festbesoldeter Beamter sei oder sonst in auskömmlichen Verhältnissen leben würde. Dank solcher außergewöhnlichen Hilfsbereitschaft dieses väterlichen Freundes konnte Theo sich nunmehr beim Kammergericht um Zuteilung einer Referendarstelle bewerben. Zusammen mit seinem Studienfreund Paul Lachmann — übrigens einem Schwager von Max Liebermann — wurde er vom Januar bis August 1879 nach Eberswalde versetzt und verlebte dort eine unbeschwerte Zeit. Der Erfahrungsaustausch mit bereits arrivierten juristischen Kollegen veranlaßten Theo und Lachmann, sich nach Beendigung des Eberswalder Auftrags als Einjährig-Freiwillige zum Militär zu melden, da ein späterer Zeitpunkt für diesen Dienst sich wahrscheinlich ungünstig auf die Vorbereitung zum Assessor-Examen auswirken würde. Theo absolvierte dieses militärische Jahr beim Kaiser-Franz-Garde- Grenadier-Regiment Nr. 2 pflichtgemäß und beendete es als Unteroffizier.
701