Heft 
(1981) 32
Seite
702
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Nach weiteren Übungen bei der Truppe wurde er 1881 Reserveoffizier. Bestimmt konnte er sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht vorstellen, daß er rund 25 Jahre später ebenfalls in Uniform, aber im Rang eines Oberst Dienst tun würde.

Wie immer waren es finanzielle Gründe, die Theo nach neuen, wirtschaft­lich abgesicherten Ufern suchen ließen. Er war jetzt Referendar am Kam- mergericht in Berlin, jedoch ohne Einkommen daraus. Das Beispiel seines Freundes Litty wies ihm neue Möglichkeiten. Dieser hatte seinerzeit beim ersten Anlauf des Referendar-Examen nicht bestanden und sah nun wohl der Hürde zum Assessor, bei der mangels freier Planstellen noch viel strenger gesiebt wurde, mit Bangigkeit entgegen. Außerdem war er verlobt und der Wunsch, schneller zu einer gesicherten Existenz zu kommen, lag demnach nahe. Zudem kannte sein Vater als Heereszahlmeister die günsti­gen Möglichkeiten, die sich für einen Gerichtsreferendar bei Übertritt zur Heeres-Intendantur boten. Edwin Litty sagte also der Justiz Valet und meldete sich bei der Heeresverwaltung des Kriegsministeriums an. Daß bei dieser Behörde später auf tüchtige Leute zahlreiche offene Assessoren­stellen warteten und daß ihnen auch während der Referendarzeit für gute Leistungen Sondervergütungen zustehen würden, berichtete Litty natürlich sofort seinem Freund Theo. Nun hatte dieser zwar keine sonderlichen Examenssorgen, auch keine Braut, aber er war mittellos.

Dieser deprimierende Zustand zog sich nun schon über die Jugend- und Studentenjahre bei allem Talent zur Sparsamkeit hin, der Weg zum gut verdienenden Juristen war noch lang und mit Unsicherheiten gepflastert schon wegen der labilen väterlichen Gesundheit und der davon abhängigen Schaffenskraft. So kam auch Theo zu dem Entschluß, sich dem Intendan­turwesen und damit dem Status eines Heeresbeamtenauszuliefern. Dieser Entscheid war für ihn bestimmt bedeutsamer als einstmals der, theologischer Seminarist zu werden. Nun gab es kein Zurück, es galt mit den Gegeben­heiten fertig zu werden, ob sie einem nun lagen oder nicht, wenn man beruflich vorankommen wollte. Das Wesen der Heeres-Intendantur stellte völlig andere Aufgaben. Für einen Juristen war es Neuland in jedem Fall, für Theo insbesondere der Umgang mit trockenen Zahlen oft eine Strafe. Es scheint aber, daß ihm sein Schachspieltalent und die Gabe, logisch zu denken, erfolgreich geholfen haben, in seinem Aufgabenbereich schnellere Verfahrensformen zu entwickeln und den ärgsten Bürokratismus zu über­winden. In einer Zeit, wo Dienstreisen teilweise noch zu Pferd gemacht werden mußten, wo das Telephon erst spät und dann nur bei den höchsten Ämtern Verwendung fand, war man von dem heutigen Begriff der Logistik noch um Generationen entfernt. So erscheint es überflüssig, auf die von ihm in epischer Breite geschilderten Erlebnisse bei der Heeres-Intendantur einzugehen. Die Erfahrungen allerdings, welche dabei oft mit Enttäuschun­gen durchsetzt waren weil Heeresbeamte gern in Augen von Truppen­offizieren als weniger geachtet galten und entsprechend behandelt wurden die Theo sammeln und auswerten konnte, befähigten ihn, auf der sogenannten Karriereleiter ganz nach oben zu steigen. Dabei war er über­haupt kein Erfolgstyp und verzichtete z. B. mit Bedacht auf Orden, wenn