diese nicht für Leistungen sondern etwa für die Teilnahme an einer Audienz bei Fürstlichkeiten oder gar nur durch Abgabe von Visitenkarten verliehen wurden. Trotzdem enthielt seine Ordensschnalle am Ende seiner Laufbahn viele ehrenvolle Auszeichnungen. Er war genau der Sohn seines Vaters, der es wie dieser vermied, sich in den Vordergrund zu spielen. Im Gegenteil stellte er sein Licht lieber unter den Scheffel als es leuchten zu lassen.
Bezeichnend dafür war auch sein Verhalten, als man 1885 das „Jubelfest des 200jährigen Edikts von Potsdam seitens der französischen Colonie in Berlin“ feierte. Diese war an den Dichter herangetreten mit der Bitte, dafür ein Festspiel zu schreiben. Theodor Fontane lehnte ab und verwies auf seinen Sohn Theo, dessen poetisches Talent für so etwas viel geeigneter wäre. So verfaßte der Dichter schließlich nur den Prolog, der Sohn von Münster aus das Festspiel. An den Vorbereitungen dazu konnte er deshalb nicht teilnehmen, auch nicht an der Generalprobe, blieb also den Mitwirkenden gänzlich unbekannt. Nur am Festtag war er anwesend und verweilte bescheiden an der Seite seines Vaters, als man ihn vergeblich zur Beifallsbekundung für den Autor auf die Bühne holen wollte.
Theos Talent, aus dem Stegreif entzückende Gelegenheitsgedichte konzipieren zu können, war in der Familie hochgeschätzt, wurde auch vom Vater gelobt und gelegentlich gern in Anspruch genommen. Es hat ihm gleichfalls im Freundes- und Bekanntenkreis zu großer Beliebtheit verholfen, möglicherweise sogar schneller als es sonst üblich war, zum Stand als Bräutigam. Er hatte Martha Soldmann, Tochter des dortigen Oberpostdirektors, während der im strengen Münster nur kurzen winterlichen Ballsaison kennen gelernt und sofort ins Herz geschlossen. Seinen Gefühlen gab er vielfältig in Versen Ausdruck und erwarb damit Zuneigung, die schön im März 1886 zur Verlobung und im Oktober zu einer fast 47 Jahre währenden glücklichen Ehe führte. Die Liebe der beiden Partner zu einander überwand alle charakterlichen Gegensätze. Theo mit seiner komplizierten und sensiblen Art mag es der mehr nüchtern denkenden und praktisch handelnden Martha oft nicht leicht gemacht haben, seinen Gedankengängen zu folgen. Vor allem in den späten Jahren seiner langen, von zeitweisen Depressionszuständen begleiteten Krankheit half ihm ihr energisches unsentimentales Wesen immer wieder, Stimmungstiefs zu überwinden, zumal sie über einen großen Charme verfügte, der nach Ansicht des Ehemannes allerdings viel Liebenswürdigkeit, aber nicht unbedingt Herzenswärme ausstrahlte.
Über die Frauen seiner drei Söhne hat sich, Theodor Fontane in seinen Briefen recht kritisch geäußert. Sie bestanden weder irgendeinen Vergleich zu Mete, noch lagen sie ihm im Grunde. Daher wiegt das Lob umso schwerer, das er Martha Soldmann zollte, sie wüßte ihren Theo geschickt zu behandeln. Das Verhältnis zum Schwiegervater blieb unpersönlich. Daran änderte sich auch nichts nach der Geburt der drei Kinder: Otto 1887, Gertrud 1889 einen Tag vor dem 70. Geburtstag des Dichters - und Martha 1896. Die Enkelkinder waren noch zu klein, um das besondere Interesse eines dem alltäglichen Nachdenken über kindliches Verhalten enthobenen Großvaters hervorzurufen, der noch dazu völlig von seiner schriftstelle-
703