rischen Tätigkeit in Anspruch genommen war. Meine Mutter Gertrud erinnerte sich nur daran, daß man beim Besuch bei den Großeltern immer ganz leise ein mußte, weil Großvater im Nebenzimmer dichtete.
Obwohl Theo mit seiner Familie zu Lebzeiten des Dichters zweimal für mehrere Jahre nach Berlin ins Kriegsministerium versetzt wurde, blieben die Eltern bei ihrer Zurückhaltung. Wie Theo formuliert: „fehlte vom Elternhaus leider die echte Zuneigung und seelische Sympathie, die sonst über weit größere Differenzen in Charakter und Anschauungen hinwegzuhelfen vermögen, als in seinem Fall tatsächlich Vorlagen“. Trotzdem nachweislich der Vater den erfolgreichen beruflichen Werdegang des Sohnes mit Stolz verfolgte, kurz vor seinem Tod von Theos Beförderung zum Vortragenden Rat und von der zum Jahresende 1898 bevorstehenden Versetzung als Korpsintendant nach Kassel erfuhr, blieb er bei seiner Meinung über den Sohn „als Programm-Mensch und konventionell abgestempelter Prinzipienreiter“. Dabei müssen Vater und Sohn nicht nur äußerlich sondern auch im Wesen viele Gemeinsamkeiten gehabt haben. Für die äußerliche Ähnlichkeit spricht, daß Theo den beiden Bildhauern der Denkmäler in Neuruppin und Berlin Modell gestanden hat. Auf die innere beziehen sich Zeilen, die Theos Mutter an den Sohn richtete, nachdem sie im April 1899, also nach dem Tod des Dichters, einige Tage zusammen in Karlsbad verbracht hatten. „Ich danke Dir für diese Zeit, in der ich| durch den täglichen Verkehr Dich so kennen gelernt habe, wie Du eigentlich bist. Von Deinem Wesen hatte ich mir bisher kein rechtes Bild machen können und verstehe jetzt, ja erkenne aus anderm Gesichtswinkel als berechtigt an, was mir manchmal bei Dir unbegreiflich vorgekommen ist. Zu meiner Freude habe ich sogar feststellen dürfen, daß Du in mancher Hinsicht Deinem Vater in Wesen, Empfindungen und Anschauungen viel ähnlicher bist als ich es je für möglich gehalten habe“. — Eine späte Einsicht über einen Sohn, der das Elternhaus zu bald verlassen mußte. Henriette v. Merckel hatte die gleiche Beobachtung schon am damals Vierzehnjährigen gemacht.
Theos berufliche Laufbahn brachte ihm den Titel „Wirklicher Geheimer Kriegsrat und Vortragender Rat im Kriegsministerium“. Mit weiterer Beförderung war er zur Exzellenz vorgesehen, als Krankheit dieser Aussicht ein vorzeitiges Ende bereitete. Ein tragisches Zufallsgeschehen führte zu jahrelangem Leiden. Theo und Frau Martha waren passionierte Wanderer. Anfänglich wollten sie auf diese auch pekuniär probate Weise die Umgebung ihrer verschiedenen Garnisonsstädte und weiterhin die landschaftlich reizvollen Gegenden des Armee-Bereichs kennen lernen. Dabei haben sie erstaunlich viel von der Schönheit Deutschlands wandernd erlebt. Später, als sie ihre Reisen mit der Eisenbahn auf Österreich, die Schweiz und Italien ausdehnten, machten sie unter oft schwierigen, manchmal auch primitiven Bedingungen respektable Hochgebirgswanderungen. Auf einer dieser Touren, diesmal allein, erlitt Theo 1909 in den Dolomiten einen schweren Kreislaufkollaps. Es war nahezu ein Wunder, daß er gerettet wurde. Aber wozu? das hat er sich in den folgenden langen Krankheitsjahren immer wieder gefragt. Er hat die näheren Umstände des Unfalls