und auch die sich in der Folgezeit einstellenden Symptome so präzis geschildert, daß sich im Nachhinein als Diagnose der Verdacht auf eine schwere Stoffwechselstörung im Sinne einer Schilddrüsenerkrankung stellen läßt. Dem medizinischen Wissensstand der damaligen Zeit waren gezielte Behandlung und damit Heilungsmöglichkeiten dieser Krankheit nicht näher bekannt. Erst Jahrzehnte später gelang dies der Forschung. So konnte das vielfältige Bemühen namhafter Ärzte Theo nicht Gesundung, höchstens zeitweilige Besserung bringen. Wegen häufigem Klinikaufenthalt erbat er 1912 seine vorzeitige Pensionierung, ließ sich aber mit Beginn des 1. Weltkriegs reaktivieren und war schließlich als Feldintendant in Brüssel noch an verantwortungsvoller Stelle tätig.
Im Herbst 1917 trat er mit 61 Jahren in den wohlverdienten, aber ungeliebten Ruhestand, denn Zeit zum Grübeln verschlechterte sein Befinden. So sah er neben der Betreuung des geistigen Nachlasses seines Vaters, die er zusammen mit Bruder Friedei besorgte, auch eine Aufgabe darin, seine Lebenserinnerungen niederzuschreiben. Mit vielen Trägern bekannter Namen seiner Zeit war er beruflich und privat in Berührung gekommen, die er in seinen Aufzeichnungen erwähnt — sie sind heute weitgehend in Vergessenheit geraten.
Theo starb am 16. Mai 1933 in Berlin, seine Frau folgte ihm ein Jahr darauf. Meine Betrachtungen über den Großvater möchte ich mit einem persönlichen Erlebnis beschließen. Es bietet in gewissem Sinn das Gegenstück zu dem, was Justizrat Paul Meyer über die Hinterlegung des Testaments 1892 beim Amtsgericht berichtet, als niemand dort den Dichter erkannte. Etwa 1923 begleite ich meinen Großvater auf eine Behörde, wo er seinen Ausweis vorlegen mußte. Der Schalterbeamte studierte das Dokument, stutzte, sah ihn an und fragte fast ehrfürchtig: „Der berühmte Dichter Theodor Fontane?“ „Ach nein“ anwortete mein Großvater, „nur sein ganz unbedeutender Sohn“.
War er wirklich so unbedeutend?
Aufruf zur Diskussion
Die „Fontane-Blätter“ fordern zur Diskussion auf in einer neuen Spalte für die Werkinterpretation.
Der folgende Aufsatz von Klaus Globig scheint uns durch Eigenart und Umfang, nicht zuletzt auch wegen seines Gegenstandes, gemeinsamer Mühe wert — wobei produktiver Widerspruch zu Sache und Methode dem Ziel der Bereicherung unseres Wissens dienen soll.
Der Verfasser hat sein ausdrückliches Einverständnis zu diesem Vorgehen erklärt.
Fügen Sie Ihrer Zuschrift bitte weitere aus Ihrer Sicht lohnende Themen an.
Das Redaktionskollegium
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