hange heraus würde man jede einzelne Person an ihrer Art, sich auszudrücken, erkennen. Den Ton selbst der Stimme glaubt man zu hören.“ 6 Weis Spielhagen über Fontanes Sprache sagt, gilt für Fontanes Art der künstlerischen Verallgemeinerung überhaupt: unmerkliche Stilisierung von Sprache, Handeln und Menschenbild, so daß der Leser während der Lektüre das reale Leben fortzusetzen glaubt. Das ist die tiefste, natürlich auch unter dem Einfluß der naturalistischen Bewegung zustandegekommene Affinität zwischen Fontane und der Kunst des bewegten Bildes: Gestaltung des Lebens in den Proportionen des Lebens, Anschein höchster Authentizität mit evozierender poetischer Gewalt. Die evokative Kraft erwächst gleichermaßen aus Abbild und Umbildung der Realität im Kunstwerk. Fontane und realistische Filme wie die des italienischen Neorealismus gestalten den Alltagsausschnitt aus historischer Sicht. Fontane gelingt die historische Einordnung des Alltags vor allem durch die Gestaltung menschlich aufrichtiger Adliger, die in der Liebesbeziehung zu einfachen Menschen aus ihrer Kaste herauszustreben suchen, oder in der demokratischen Offenheit der Causerie. Der neorealistische Film zeigt den italienischen Alltag aus der Sicht antikapitalistischer plebejischer Solidarität. Die Eignung Fontanes für die Medien, für die populären Massenkünste, erwächst eben nicht nur aus Formalem, sondern auch aus Inhaltlichem, sie ergibt sich aus seiner gestalterischen wie aus seiner geistigen Modernität, ja sie wurzelt letztlich wohl in der andeutungsweisen, symbolischen Vorwegnahme der Epochenentscheidung gegen die ausbeutenden Klassen, für natürliches Menschentum und natürliche, menschengemäße gesellschaftliche Verhältnisse.
Die erste große Kinoverfilmung eines Fontaneschen Romans entstand nicht zufällig nach voller Entfaltung des Tonfilms und aus dem inneren Widerstand gegen das sog. 3. Reich als Erben der negativen preußischen Traditionen. Zu den wesentlichen Grundlagen des Films „Der Schritt vom Wege“ gehört weiter die intime Beziehung von Regisseur und Darstellern zum Theater. Spezielle Fundamente, die Gustaf Gründgens bei der Verfilmung von „Effi Briest“ zum Vorteil gereichten, waren seine Orientierung an klassischem und an kritischem Realismus überhaupt, an klassischem Maß und an klassischem Formbewußtsein und die Vertrautheit mit anderen kritisch-realistischen Adels- und Bourgeoiskritikern wie Balzac, Tolstoi und Proust. Über die Verfilmung von „Effi Briest“ durch Gustaf Gründgens in den Jahren 1938/1939 schreibt Curt Riess in seiner Gründgens-Biographie: „Unter allen Filmen, die GG machte, wurde eigentlich nur der ,Effi-Briest‘- Film etwas wahrhaft Künstlerisches. Er wurde im Februar 1939 fertig... Überhaupt hielt sich das Drehbuch streng an den Roman. Fast alle Dialoge stammen von Fontane. Durch seine Regieführung machte GG das Versprechen wahr, daß nämlich die Hauptrolle in diesem Film die Mark Brandenburg im Frühling, Sommer, Herbst und Winter, mit ihren Gütern und kleinen Schlössern, ihren Menschen und Tieren spielen würde... Der Film wurde ein echtes Kammlerspiel. Zum ersten und auch zum letzten Male gelang es Gründgens, in einem Film die Schauspieler so zu führen, wie er sie auf der Bühne führte, sacht und behutsam, ihnen immer wieder ihre innere und äußere Situation erklärend. Er hatte eine Engelsgeduld,