literarisch wirkende Satzgebilde filmisch-natürlich aufzulösen. Besonders einprägsam wirken ferner Hans Leibelt als Wüllersdorf in seiner Verhaltenheit und Wirklichkeitsandacht, mit seiner leisen, modern-filmischen Sprechweise und Elisabeth Flickenschildt und Gisela von Collandc als Tripelli bzw. als Dienstmädchen Johanna mit ihren lakonischen, präzisen Tönen. Fontane erfordert genau so wie Gerhart Hauptmann den „leuchtenden Seelenschauspieler", wie Alfred Kerr den durch Otto Brahm geschaffenen Schauspielertyp nannte. Wenn er verfügbar ist und mitwirkt, wird Regiesubjektivismus von vornherein überflüssig, ist die Möglichkeit zur objektiven, dienenden Regie gegeben, zu der sich auch die Regisseure Jürgen Fehling, Heinz Hilpert und Walter Felsenstein leidenschaftlich bekannten.
Aus der Werktreue und aus der Theaternähe, speziell aus dem Respekt vor den Dialogen, erwachsen auch die filmischen Grenzen des „Schrittes vom Wege“. Die Gespräche wirken bisweilen doch zu literarisch, d. h. merkbar stilisiert. An den gebildeten Reden des von Max Gülstorff sonst so liebenswürdig verkörperten Alonzo Gieshübler wird dies offenbar. Unmerkliche Stilisierung in Literatur und Film ist eben doch ein Unterschied, den selbst der Schauspieler, dem Kunst zur zweiten Natur geworden ist, nicht immer aufzuheben vermag. UnmerklicKe sprachliche Stilisierung in der Literatur kann auf der hochsensiblen, wirklichkeitsverwandten Leinwand leicht den Charakter merklicher Stilisierung annehmen. Symptomatisch dafür sind die letzten Worte Effis über Innstetten und der darum beim Remake von 1956/57 entbrannte Streit. Marianne Hoppe versteht es, die Worte: „ ... er hatte viel Gutes in seiner Natur und war so edel, wie jemand sein kann, der ohne rechte Liebe ist“ mit der verinnerlichten Natürlichkeit der späten Elfi überzeugend zu gestalten. Sie dehnt, zerlegt diese Periode und läßt die Worte schließlich tropfenweise niederfallen. Horst Budjuhn, der Drehbuchautor der zweiten Filmversion von „Effi Briest“ unter dem Titel „Rosen im Herbst“, glaubt den Dialog Fontanes entflechten und neu schaffen zu müssen. Die letzten Worte Effis hatte er so abgewandelt: „Im Grunde war er gut, nur ... er hatte die rechte Liebe nicht.“ Damit war die Musikalität aus den Originalworten entfernt. Ruth Leuwerick als Darstellerin der Effi, ursprünglich ganz auf die Originalworte eingestellt, erzwang dann für sich die Worte: „Denn er hatte viel Gutes in seiner Natur und war so edel“, womit freilich die Grenze zum Sentimentalen überschritten war. 9 Angesichts der Gefahr, daß selbst Fontanes natürliche Causerie von der Leinwand herab merkbar stilisiert und literarisch wirken kann, hat dann Rainer Werner Faßbinder in seiner Verfilmung von „Effi Briest“ Text und Bild getrennt und Bilder nach dem Texte Fontanes formiert, der durch einen unsichtbaren Erzähler und durch eingeblendete Zwischentitel vermittelt wird. Diese interessante ästhetische Lösung scheint aber infolge der Notwendigkeit der Begrenzung von Textvermittlung und Photographie die Gefahr stummfllmverwandter geistiger Verarmung der literarischen Vorlage einzuschließen. 10
Die Verfilmung von Effi „Briest“ durch das Fernsehen der DDR (1970) ist wie der Gründgens-Film um Objektivität bemüht. Sie erreicht die Werk-