Heft 
(1981) 32
Seite
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tuiert zu dramatischem Leben erweckt... Die werkgetreue Umsetzung, die liebevolle Inszenierung durch Robert Trösch und die im gleichen Maße aus­gezeichneten darstellerischen Leistungen gehörten zu den erfreulichsten Eindrücken des Abends. Die beiden Hauptrollen waren mit Jutta Hoffmann und Jürgen Frohriep ideal besetzt. Vor allem die hochtalentierte Jutta Hoffmann beeindruckte in ihrer ersten großen Rolle im Fernsehen mit einer bemerkenswert ausgewogenen Leistung. Sie war die einfache, natür­liche, klare und schlichte Lene, wie sie Fontane gesehen haben mag. Frohriep spielte mit der bei ihm gewohnten Präzision den .schwachen und bestimmbaren und von einer seltenen Weichheit und Herzensgute* gezeich­neten Botho, halb Außenseiter, halb typischer Angehöriger seiner Klasse... 12Irrungen, Wirrungen als Fernsehstück bzw. als Fernseh­spiel, nicht eigentlich als Fernsehfilm.

Die Verfilmung durch das westdeutsche Fernsehen im Jahre 1968 unter der Regie von Rudolf Noelte blieb insgesamt wenig einprägsam. Den am meisten haftenden Eindruck hinterließ Cordula Trantow als Lene, die in der vom gleichen Regisseur besorgten FunkfassungEffi Briest die Titelrolle sprach, neben Martin Held als altem Briest.

Die Geschichte des Rittmeisters Schach von Wuthenow hat für das west­deutsche Fernsehen (1966) nach Fontanes novellistischem Roman Dieter Meichsner erzählt. Diese Verfilmung folgt dem literarischen Werke nicht unmittelbar, benutzt es als Vorlage. Der Anlage nach wird die Geschichte Schachs als Rückblick dargeboten. Am Anfang stehen Szenen von der Beisetzung Schachs auf Wuthenow ohne militärische Ehren. Innerhalb des epischen Rückblicks wird die Geschichte dramatisch verschärft. Zu­gespitzt ist die Dreiecksbeziehung zwischen Schach und den Damen. Um einer Verbindung Schachs mit der Mutter nicht im Wege zu stehen, ist Victoire bereit, in ein Stift einzutreten. Der Verdeutlichung dient auch die eingefügte Szene, in der Prinz Ferdinand vom Pferde herab zu Schach über die Karikaturen spracht, um deren Wirkung auf den Haupthelden hervorzuheben. Den verdeutlichenden Hinzufügungen stehen offenbar politisch bedingte Abschwächungen gegenüber. Die frivole Lutherparodie ist durch ein Säbelwetzen der Offiziere des Regimentes Gensdarmes vor der französischen Botschaft ersetzt; auch aus dem Munde Bülows ist alle Kritik am Protestantismus entfernt; die ironisch-satirisch gezeichnete Figur Friedrich Wilhelms III. ist herausgenommen. Das bedeutet Einschränkung der romanhaften Tendenz. Die Sprache Fontanes ist z. T. entflochten und weiter vernatürlicht. Innerhalb der gelockerten Stilisierung treffen die Da­men in der Verkörperung von Monika Peitsch und Dagmar Altrichter den Causerie-Ton vorzüglich. Peitsch entspricht darüber hinaus dem witzig­elegischen Wesen Victoires voll. Karl Michael Vogler wird infolge seiner Tendenz zu Lässigkeit und Schnoddrigkeit der Figur Schachs nicht gerecht, obgleich vom Drehbuch her das Problem der Maske und Rolle klar vor­gegeben ist. Voglers Schach ist oberflächlich gespielt, nicht in seinem Wesenskern erfaßt. (Man muß Veräußerlichung nicht mit äußerlichen Mitteln wiedergeben.) Präzis dagegen Michael Degen als Prinz Louis Ferdinand und Claus Biederstedt als Alvensleben. Dem Bülow Peter

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