Heft 
(1981) 32
Seite
723
Einzelbild herunterladen

Schüttes hätte man eine spitzere Stimme gewünscht. Insgesamt eine werk­gemäße, das Problem der falschen Ehre und der formalisierten Moral erfassende Inszenierung mit Tendenzen zur dramatisch novellistischen Konzentration und auch zur Banalisierung.

Der FernsehfilmSchach von Wuthenow aus Adlershof von Christian Collin und Richard Engel, 1977 erstmals ausgestrahlt, folgt im Anschluß an eigene Traditionen und im Unterschied zu Meichsners Bearbeitung dem literarischen Werke weitgehend unmittelbar.Richard Engel hält es wie bereits Robert Trösch in .Irrungen, Wirrungen' und Wolfgang Luderer in ,Effi Briest. Er ist um die getreuliche Wiedergabe des tiefen Fontaneschen Realitäts- und Wahrheitsgehaltes des Menschen- und Zeitbildes be­müht... 13 Fabel und Idee sind unter Einbeziehung von Episoden (wie dem Mummenschanz der Offiziere) klar herausgearbeitet. Gegen das Ende hin verläuft der Film allerdings etwas flüchtig, sind einige Szenen zu frag­mentarisch ausgeführt. Der historischen und inhaltlichen Verdeutlichung dienen klassenmäßige militärische Zutaten (Eskadron marsch! Barsch, Weitermachen!) und die Bewußtmachung der möglichen Alternative Schachs in Gestalt des Abschieds von der Armee, der für ihn subjektiv freilich nicht vorstellbar ist. Es sind einzelne schöne ästhetische Lösungen gefunden, so etwa bei der Gestaltung von Schachs Reaktionen auf die Karikaturen durch nachhallendes verzerrtes Lachen des Rittmeisters oder bei der Darstellung der vorübergehenden Auflockerung Schachs auf Schloß Wuthenow, vor dem vollen Einsetzen seines Niederganges. Weitere Höhepunkte sind die Szenen mit den Damen, besonders die Darstellung der Forderung Josephi­nes nach Legitimierung des Vorgefallenen, dabei wiederum die Äußerung der Betroffenheit über Schachs fehlendes Liebeswort. Die Darstellung ist nicht immer auf dem Niveau des Drehbuchs und der Kameraführung. Am meisten überzeugen darstellerisch die Damen, Petra Kelling, als Victoire und Beata Tyszkiewitcz als Mutter; sie bieten eine neue Qualität von Fontane-Verkörperung auf unserem Bildschirm. Der Schach Michael Gwis- deks bleibt dagegen leider profllarm. (Man muß Steifheit nicht mit steifen Mitteln spielen. Also auch hier wie bei Vogler ein gewisses Steckenbleiben in der Unmittelbarkeit.) Der Bülow Klaus Pionteks tendiert zum Plakati­ven. Der König ist überzogen gestaltet und bedeutet einen Stilbruch in der Inszenierung. Die realistische Korrektur dieser übertriebenen Gestal­tung liefert Hans Teuscher als Friedrich Wilhelm III. in den Fernsehfilmen »»Scharnhorst (1978) undClausewitz (1980) von Hans Pfeiffer. Der Dialogregie fehlt es bisweilen an Gefühl für Differenzierung und Gliede­rung.

»»Mathilde Möhring eignet sich zur Verfilmung durch die Kleinbürger- Problematik und durch die Tendenz zur Skizzenhaftigkeit, die Raum für filmische Lösungen gibt.Mathilde Möhring wurde zweimal verfilmt. Die erste Verfilmung gehört zu den sog. Überläuferfilmen. Die Aufnahmen entstanden noch vor dem Zusammenbruch des faschistischen Deutschlands, die Endfertigung erfolgte danach im DEFA-Studio in Babelsberg. So trägt die erste Verfilmung vonMathilde Möhring ein widerspruchsvolles Gepräge. Mathilde Möhring und Hugo Großmann sind noch vom Frauen-

723