bei uns vor allem als Arzt Dr. Mertens im ersten DEFA-Film „Die Mörder sind unter uns“ bekannt) überlassen waren, ergibt sich auch für Nikola Hoeltz im „Kürbiskern “ 15 der Eindrude nostalgischer Sicht. Die im Werk liegenden revolutionären Potenzen seien ungenügend erschlossen worden. In den Globsower Glasbläsern hätte bei den Aufnahmen von der Rheinsberger Wahl die große Möglichkeit zur Gestaltung des geschichtlichen Kontrapunktes gelegen. — Nach unserer Ansicht ist die Dialogkunst Fontanes in ihrer Progressivität und Artistik seit Gründgens’ „Schritt vom Wege“ nie wieder so vollkommen in Szene gesetzt worden. Für uns rückte Fontane damit überzeugend in die Nähe H. Ibsens und G. Hauptmanns, für die er sich selber so sehr engagiert hatte, aber auch in die Nachbarschaft A. Schnitzlers und H. von Hofmannsthals, Th. Manns und A. Tschechows.
Thomas Langhoff bemerkte zu seiner Fernsehverfllmung von „Stine“: „Wir haben uns zum Dialog-Roman bekannt. Fontane erklärt jede Figur, jeden Stand ganz genau aus dem Sprachlichen heraus. Das haben wir nachvollzogen. Darüber hinaus haben wir versucht, Zusätzliches wie die Metaphorik über die visuelle Ebene einzubringen. Symbole des Todes und des Verfalls sind in sehr feiner und verstechter Form bei Fontane angelegt. Wir versuchten, sie in Bilder umzusetzen .“ 16 Der Theaterregisseur, der die Dramatik von Fontanes Zeitgenossen H. Ibsen, G. Hauptmann und A. Tschechow genau kennt, hat „Stine“ Kapitel für Kapitel über die Dialoge und ins Optische umsetzbare metaphorische und symbolische Elemente in Szene und ins Bild gesetzt. Dabei gelang dank der Schauspieler Jutta Wachowiak und Albert Hetterle. die ihre Rollen voll ausfülltei, die vitale und genaue Verkörperung der Pittelkow und des alten Haldern, während Stine, mit der Fontane als Figur selbst nicht recht zufrieden war, und Waldemar blaß blieben und literarisch wirkten. Der Bildschirm in seiner Sensibilität entlarve Stine als bloße Kunstfigur. Diese ästhetische Heterogenität des Werkes äußerte sich auch in der filmischen Gestaltung der direkten Figurenbeziehungen. Zwischen Pittelkow und Stine ergab sich bisweilen keine echte, gestische Dialogbeziehung. Bei ihren empörten Worten über Wanda steht die Pittelkow kontaktlos im Raum. Während mit der Verkörperung der Pittelkow und des alten Grafen wiederum eine neue Stufe in der Darstellung von Fontane-Figuren im Fernsehschaffen der DDR erreicht wurde, wurde auf der anderen Seite die ästhetische Ungleichmäßigkeit der literarischen Vorlage sehr deutlich. Daraus ergaben sich folgende Fragen: Sollen Film und Fernsehen mit ihrer entlarvenden optisch-akustischen Sensibilität überhaupt Werke in ihrer Gänze aufgreifen, die ästhetisch nicht völlig homogen sind? Hätte man die ästhetischen Schwächen in der Gestaltung Stines und auch Waldemars durch stärkere Schauspieler egalisieren können? Oder: Hat Th. Langhoff hier bewußt mit zwei Stilen gearbeitet, einem vitalen und einem abgeleiteten? Das Presseecho in der DDR war dementsprechend nicht eindeutig.
»Stechlin“-Film und „Stine“-Verfilmung inszenieren Fontane ganz von seinem „Eigentlichen“, von Dialog, her. Seine natürliche Gestaltung gelang lr n „Stechlin“-Film; der aber beruht auf der geschlosseneren und mehr