Mal diese Gruft betrat, fand ich sie mit Stein- und Eichensarkophagen, die teilweise schon übereinander gestapelt standen, bis auf den letzten Platz gefüllt. Das Ganze machte seinerzeit einen verwahrlosten Eindruck. In den Anmerkungen zum Band „Havelland“ schrieb ich, daß die Gruft „insgesamt 14 Särge ... sowie 2 Kindersärge“ enthält. Vier der Särge und die beiden Kindersärge sind bei der Restaurierung nun in die unter der Kirche gelegene ältere Familiengruft verbracht worden, so daß jetzt in der oberen Gruft nur noch 10 Särge vorhanden sind. In diesen z. T. prächtigen und reichgeschmückten Sarkophagen sind die Mitglieder der Familien des Hans Heinrich v. Katte, der diese Gruft 1706 erbauen ließ, und seines Nachfolgers in Wust, des August Ludolf v. Katte bestattet.
Der 1. Sarg, der in dieser Gruft am 4. Januar 1707 beigesetzt wurde, ist der Sarg der Mutter des hingerichteten Hans Hermann v. K., der ersten Frau des Grafen Hans Heinrich v. K., geb. von Wartensleben, die ihrem Mann ins Feldlager gefolgt war und am 8. November 1706 in Brüssel verstarb. Dieser Sarg ist ein Eichensarg, nicht ein Steinsarg, wie Fontane schreibt’’.
Der 2. Sarg, der in diese Gruft kam, ist der des Enthaupteten, des Leutnants Hans Hermann v. K. (21. 2. 1704 — 6. 11. 1730), Freund des Kronprinzen Friedrich, der als dessen Fluchthelfer wegen Landesverrat sein Leben verlor. Dieser Sarg wurde im November 1730 nach Wust überführt und dort am Abend in einer Ecke der Gruft abgestellt, wie Fontane erzählt. Im Kirchenbuch von Wust ist bei der Taufeintragung des Hans Hermann v. K. vermerkt: „Hingerichtet 6. 11. 1730 in Küstrin“. Eine Beisetzungsfeierlichkeit hat somit nicht stattgefunden.
Der 3. Sarg ist der des Generalfeldmarschalls Graf Hans Heinrich v. K., des Vaters von Hans Hermann, Gouverneur der Festung Kolberg, geb. am 16. 10. 1681, gest. im Feldlager bei Gettin am 30. 5. 1741.
Als Viei’ter wurde der älteste Sohn des Hans Heinrich v. K. aus seiner zweiten Ehe, der Rittmeister Graf Friedrich Wilhelm Ludewig v. K., geb. am 6. 1. 1721, gest. am 27. 6. 1748 hier beigesetzt.
Der 5. Sarg ist der des jüngsten Sohnes Hans Heinrichs aus der zweiten Ehe, des Rittmeisters Graf Friedrich Wilhelm Albert v. K., geb. am 24. 11. 1725, gest. am 14. 10. 1748.
Im 6. Sarge ruht die zweite Frau des Generalfeldmarschalls, die Gräfin Catharina Elisabeth v. Bredow, verw. v. Katte, geb. am 17. 4. 1699, gest. am 16. 4. 1754. — Mit ihr starb diese Linie der Kattes aus, und das Gut ging an die Linie des Bruders, der sich aber von Wust fernhielt und 1760 verstarb.
Sein Erbe war der älteste Sohn August Ludolf v. Katte, der nach Wust übersiedelte und mit dem hier ein üppiges Wohlleben einzog. „Ein Verkehr begann, für den das Rheinsberger Leben das Vorbild und das Leben in Tamsel, in Schwedt, in Friedrichsfelde die Parallelen lieferte: Schäferspiele, Theater im Freien, Grotten und Tempel, Coquetterie und Courmachen, Kunstprätensionen ohne Sinn und Verständnis, wenig Witz und viel Behagen“, schreibt Fontane“. August Ludolf ließ auch jenen prächtigen Park mit seltenen Gewächsen und künstlichen Teichen anlegen, deren Reste man
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