fessor für Archäologie und Kunstgeschichte von Oktober 1866 bis November 1882 von ... bis ... Rücktritt am ... wegen ... Gestorben den 13. Nov. 1882 in Zeh. Bemerkungen: Begründer der Kupferstichsammlung, Custos derselben (Custos derselben durchgestrichen! der Verf.) Akten Nb.:...“ /|1 Aus dem ersten, d. h. ältesten Rechnungsbuch dieser Hochschule geht hervor, daß Kinkel, der — genauer gesagt — an der Bauschule war, im Jahre 1873 ein Jahresgehalt von 5000,— Schweizer Franken bezogen hat und am 1. Oktober 1881 eines von 6000,— Schweizer Franken. Nach den Eintragungen in dieses Buch war das damals das übliche Gehalt eines Ordinarius. Damit konnte man angemessen leben. Zu diesem Gehalt kamen noch andere Einkünfte, die Kinkel aus seinen Vorträgen und Schriften zuflossen.
Dies alles stimmt also mit dem Bild von N. N. nicht überein; außerdem macht auch folgendes stutzen: In den Sätzen über N. N. wird gesagt, daß Vischer ihn „von Zürich her“ 4 -’ kannte, und nicht, daß er ihn in Zürich kennengelemt habe. Die erste Ausdrucksweise läßt auf ein längeres Nebeneinanderleben in Zürich schließen, die zweite könnte bedeuten, daß es sich um eine gelegentliche Bekanntschaft gehandelt habe. Friedrich Theodor Vischer beendete aber seine Lehrtätigkeit in Zürich gerade zu dem Zeitpunkt, als Gottfried Kinkel die seine dort aufnahm, nämlich 1866. Dagegen leben Vischer und Wagner drei Jahre lang zur selben Zeit in Zürich. Wagner ist schon, mit Unterbrechungen, seit 1849 dort und bleibt bis zum 17. August 1858 in dieser Stadt. Beide gehören zu demselben gesellschaftlichen geistig hochinteressierten Kreis. Über dessen gesellige Seiten schreibt Gottfried Keller am 13. Januar 1856 an Lina Duncker 43 : „Dann gibt es bei einem eleganten Regierungsrat feine Soupers, wo Richard Wagner, Semper' 1 ' 1 , der das Dresdner Theater und Museum baute, der Tübinger Vischer und einige Zürcher Zusammenkommen und wo man morgens zwei Uhr nach genügsamem Schwelgen eine Tasse heißen Tee und eine Havannazigarre bekommt.“' 1 ' 1
Im Kapitel „Epemay“ schreibt Fontane, daß Vischer über N. N. „scharf zu Gericht“' 1,i saß. Große Sympathie hat er also für Wagner nicht empfunden. Und auch hier scheint die Abneigung, wie das oft der Fall ist, auf Gegenseitigkeit beruht zu haben, denn in einem Briefchen, von dem angenommen wird, daß es aus dem Jahre 1858 stammt, schreibt Wagner an Mathilde Wesendonk' 1 ': „Zum allerbesten habe ich nicht geschlafen, und war soeben schwankend, ob ich trotz Vischer und Eis, heut’ kommen würde.“ 48 Im 2. Teil des 6. Bandes seiner „Kritischen Gänge“ 48 hat Fr. Th. Vischer den Abriß seines Lebens, „Mein Lebenslauf“, gebracht. Darin kommt er auch auf seinen elfjährigen Aufenthalt in der Schweiz zu sprechen. Er geht auf den Charakter des Volkes ein, dann auf den Kreis, in dem er lebte: „Es fehlte nicht an Verkehr mit Künstlern, ich nenne nur den genialen Tiermaler Koller, meinen Kollegen Ulrich, den Landschaftsmaler, ich erfreute mich des Umgangs mit der kernhaften, echten Dichternatur Gottfried Kellers; in Schweizerfamilien, in dem mäzenatisch gastlichen Hause des deutschen Kaufmanns Wesendonk fand sich nicht selten zusammen, was sich zu den Kreisen der Kunst und Literatur zählte. Warum ich aus einem so guten Lande dennoch fortgegangen bin?“ 50 Es ist schon sehr
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