Heft 
(1982) 33
Seite
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die Abwesenheit eines Bindestriches nachTannhäuser sehr wichtig, und zwar in dem Zusammenhang:Und an diesen Tannhäuser und Venus­berg-Mann setzt ihr (...) euer Seelen Seligkeit (...) 109 Es besteht kein Zweifel daran, daß Wagner selbst dieser Tannhäuser und Venusberg-Mann ist, und nicht nur der Schöpfer Tannhäusers. In der Handschrift stand das noch ausdrücklicher, gleich nach der Frage:Und wer ist Euer Abgott? Der Tannhäuser-Mann, selber ein Tannhäuser, ein Behexer wie es nur je einen gegeben hat. Hier und da soll der Parallelismus zwischen Wagner selbst und seiner Gestalt deutlich werden, aber auch derjenige zwischen dem InhaltTannhäusers und dem des Romans.

Im Manuskript war das noch weiter entwickelt worden, denn Fontane hatte fortgefahren:Und an diesen [Behexer] ((darüber:)) Venusberg-Mann ((weiter:)) setzt ihr [wie die] ((darüber: [ä la])) Wartburgs Elisabeth, oder meinetwegen auch nur die Voggenhuber, die schon solchen märchen- und sagenhaften Hörselbergs- ((hier folgt etwas Unleserliches)) [Kyffhäuser] Mann hat, Euer Seelen Seeligkeit ((sic!)) und singt ihn Morgens, Mittags und Abends wie auf Euren Pillenschachteln steht ((zwischenAbends und wie ist eingeschoben:)) oder dreimal täglich. Fontane hatte also an einen Vergleich zwischen Elisabeth und Melanie gedacht, denn wenn van der Straaten auchihr sagt, so richtet er sich doch besonders an sie. Aber in Anbetracht der Fortsetzung der Handlung hätte dieser Vergleich gehinkt; aus diesem Grunde, oder mindestens unter anderem aus diesem Grunde hat ihn Fontane wohl verworfen.

Behexer hat ihm sofort vorgeschwebt, ebenfalls im weiterenHexerei, und er hat beides auch beibehalten. In dem Brief vom 13. Juli 1881, der geschrieben wurde, alsLAdultera schon im Vorabdruck erschienen war, findet er sehr passend, denRing der Nibelungenim Waldkater am Fuße des Hexentanzplatzes gelesen zu haben,denn es ist sehr viel vom Kater und sehr viel von der Hexe drin. Bis zumKater hat sich van der Straa­ten nicht verstiegen, oder besser: ist er nicht hinabgestiegen, aber die Vorstellung von Behexung und Hexerei verbindet Fontane sichtlich dauer­haft mit Wagner.

Im Manuskript hatte sich van der Straaten in seiner Empörung über zweierlei Maß in Kunstdingen noch zu anderen Ausdrücken hinreißen lassen, als nur zuganz egal undJacke...; auf Blatt 31 hatte Fontane nämlich mit etlichen Abänderungen und Zusätzen schließlich folgende Wendungen festgehalten:(...) ist schließlich alles janz ejal ((sic!)) und eine [Zauberei] ((?)) und mit Permission zu sagen Jacke... Auf Blatt 32 hatte er geschrieben und dann wieder mit Blaustift gestrichen:Denn es ist alles Muth wie Mum, Jacke wie ...Muth undMum können nicht mit vollkommener Sicherheit, aber doch großer Wahrscheinlichkeit als solche gelesen werden.

Dieses Überangebot an Berolinismen und drastischen Ausdrücken hätte dem von van der Straaten über die Wagnerianer und Wagner Gesagten keinen größeren, sondern einen geringeren Wert verliehen. Die wenig vertretbare Form der Aussage hätte dem Leser auch den Inhalt wenig vertretbar erscheinen lassen. Das lag aber sicher nicht in Fontanes Absicht.