Heft 
(1982) 33
Seite
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Wie der Dichter im 5. Kapitel von dem Vergleich zwischenWartburgs Elisabeth und Melanie abgesehen hat, hat er auf einen anderen verzich­tet, den er im Manuskript vorgenommen hatte.

Wo zu Beginn des 8. Kapitels von dem seit Rubehns Erscheinen verstärkten Musizieren die Rede ist, hieß es in der Handschrift:Mit dem ((das fol­gende Wort ist eingeschoben:)) ewigen [Musizieren] Musikmachen ver­mochte sich van der Straaten freilich auch jetzt nicht auszusöhnen und erging sich unerschöpflich in Bemerkungen darüber, die mitunter gut, mitunter gewagt waren, unter denen der Wunsch, selber der fliegende Holländer 1 zu sein, der artigste und harmloseste war. Dieser Wunsch, der fliegende Holländer zu sein, ist in der endgültigen Fassung verschwun­den. Auch dieser Vergleich hätte gehinkt. In desfliegenden Holländers Schicksal ist das van der Straatens nicht vorgezeichnet.

Fontane sagt von van der Straaten, daßder Wagner-Cultus ihm einen unerschöpflichen Stoff für seine Lieblingsform der Unterhaltung [bot]. (sic!) 1,0 Aber das gleiche kann man von Fontane selbst sagen. Wagner uiid der Wagner-Kultus ist einTummelfeld seiner Lust 111 .

Dieses Thema stellt aber nicht nur ein Tummelfeld seiner Lust dar, für ihn gehört es auch zu der Charakteristik der Zeit und ihrer Menschen. Wenn hervorgehoben wird, daß Instetten ein Wagner-Schwärmer war, so war er das aus Fontanes Sicht erst doch nicht so ausschließlich gewesen. Das Manu­skript zum 13. Kapitel vonEffi Briest lautet an dieser Stelle, nach dem Satz, der mitnoch Respekt gebe (sic!) schließt:Da ((bis fast zur Un­leserlichkeit durchgestrichen)) bat er [dannl ((?)) Effi, das ((sic!)) sie was spiele, [den Trauermarsch von Chopin oder etwas] aus Lohengrin. [Denn] er war ein Wagnerschwärmer. ((Vor diesem Satz steht eingefügt:)) oder etwas aus der Walküre, denn. Im Manuskript war Instetten ursprünglich sehr nervös. Abersehr ist dann gestrichen.

DerTrauermarsch von Chopin, der auch eine gewisse Symbolik für Effis Zustand besessen hätte, mußte Wagner weichen. Hier ist die Lage aber eine ganz andere als inLAdultera. Nicht diejenigen, die, sehr grob gesprochen, betrügen werden, sind die Wagnerianer, sondern derjenige, der, wieder grob gesprochen, betrogen wird. Gäbe es eine Parallele, müßte eigentlich Crampas Wagnerianer sein, und sogar Effi. Aber Effi, eines von Fontanes liebsten Kindern, hat von diesem eine recht große Gleichgültigkeit der Musik gegenüber geerbt. Zwar versucht sie, sich während Instettens Abwesenheit mit Klavierspielen zu zerstreuen, aber es gelingt ihr nicht. Wenn Instetten sie bittet, etwas zu spielen, ergehen sich beide nicht in Wagner-Enthusiasmus. Im Gegenteil, Fontane ist in dieser Szene das gelungen, was er erreichen wollte: Der Leser spürt, daß sich Effi zutiefst langweilt.

Warum ist also Instetten Wagnerianer? Er ist für Effi ein Mensch, an den sie nicht herankann. Es revoltiert sie, daß er sie mit Spukgeschichten erziehen will, aber das ist nur der Tropfen, der das Glas zum Überlaufen bringt. Nichts verbindet sie mit ihm, sie blickt auch schon ohne Spuk­geschichten wie zu einer Respektsperson zu ihm auf. Indem Fontane In-