Wie der Dichter im 5. Kapitel von dem Vergleich zwischen „Wartburgs Elisabeth“ und Melanie abgesehen hat, hat er auf einen anderen verzichtet, den er im Manuskript vorgenommen hatte.
Wo zu Beginn des 8. Kapitels von dem seit Rubehns Erscheinen verstärkten Musizieren die Rede ist, hieß es in der Handschrift: „Mit dem ((das folgende Wort ist eingeschoben:)) ewigen [Musizieren] Musikmachen vermochte sich van der Straaten freilich auch jetzt nicht auszusöhnen und erging sich unerschöpflich in Bemerkungen darüber, die mitunter gut, mitunter gewagt waren, unter denen der Wunsch, selber der fliegende Holländer 1 zu sein, der artigste und harmloseste war.“ Dieser Wunsch, der „fliegende Holländer“ zu sein, ist in der endgültigen Fassung verschwunden. Auch dieser Vergleich hätte gehinkt. In des „fliegenden Holländers“ Schicksal ist das van der Straatens nicht vorgezeichnet.
Fontane sagt von van der Straaten, daß „der Wagner-Cultus ihm einen unerschöpflichen Stoff für seine Lieblingsform der Unterhaltung [bot].“ (sic!) 1,0 Aber das gleiche kann man von Fontane selbst sagen. Wagner uiid der Wagner-Kultus ist ein „Tummelfeld seiner Lust“ 111 .
Dieses Thema stellt aber nicht nur ein Tummelfeld seiner Lust dar, für ihn gehört es auch zu der Charakteristik der Zeit und ihrer Menschen. Wenn hervorgehoben wird, daß Instetten ein Wagner-Schwärmer war, so war er das aus Fontanes Sicht erst doch nicht so ausschließlich gewesen. Das Manuskript zum 13. Kapitel von „Effi Briest“ lautet an dieser Stelle, nach dem Satz, der mit „noch Respekt gebe“ (sic!) schließt: „Da ((bis fast zur Unleserlichkeit durchgestrichen)) bat er [dannl ((?)) Effi, das ((sic!)) sie was spiele, [den Trauermarsch von Chopin oder etwas] aus Lohengrin. [Denn] er war ein Wagnerschwärmer. ((Vor diesem Satz steht eingefügt:)) oder etwas aus der Walküre, denn“. Im Manuskript war Instetten ursprünglich „sehr nervös“. Aber „sehr“ ist dann gestrichen.
Der „Trauermarsch“ von Chopin, der auch eine gewisse Symbolik für Effis Zustand besessen hätte, mußte Wagner weichen. Hier ist die Lage aber eine ganz andere als in „L’Adultera“. Nicht diejenigen, die, sehr grob gesprochen, betrügen werden, sind die Wagnerianer, sondern derjenige, der, wieder grob gesprochen, betrogen wird. Gäbe es eine Parallele, müßte eigentlich Crampas Wagnerianer sein, und sogar Effi. Aber Effi, eines von Fontanes liebsten Kindern, hat von diesem eine recht große Gleichgültigkeit der Musik gegenüber geerbt. Zwar versucht sie, sich während Instettens Abwesenheit mit Klavierspielen zu zerstreuen, aber es gelingt ihr nicht. Wenn Instetten sie bittet, etwas zu spielen, ergehen sich beide nicht in Wagner-Enthusiasmus. Im Gegenteil, Fontane ist in dieser Szene das gelungen, was er erreichen wollte: Der Leser spürt, daß sich Effi zutiefst langweilt.
Warum ist also Instetten Wagnerianer? Er ist für Effi ein Mensch, an den sie nicht herankann. Es revoltiert sie, daß er sie mit Spukgeschichten erziehen will, aber das ist nur der Tropfen, der das Glas zum Überlaufen bringt. Nichts verbindet sie mit ihm, sie blickt auch schon ohne Spukgeschichten wie zu einer Respektsperson zu ihm auf. Indem Fontane In-