Darüber hinaus hatte Carl großes Ansehen als Pferdezüchter und Renn- stallbesitzer und war selbst ein brillanter Herrenreiter. Alljährlich unternahm er im Interesse dieser seiner Liebhaberei Reisen nach England, schließlich auch im Auftrag der preußischen Prinzen und der Höfe von Schwerin und Neustrelitz. Friedrich Wilhelm IV. berief ihn in das Direktorium des Berliner Vereins für Pferdezucht und Dressur. 1 ' 1 So mag es zu erklären sein, daß er — wenn auch nicht als strelitzscher Kammerherr (Fontane an Rodenberg) — 1841 an der Hochzeit der strelitzschen Prinzessin Caroline mit dem dänischen Thronfolger (später Frederick VII.) teilnahm. 15
Auf dieser Hochzeit lernte Carl das Urbild der Ebba von Rosenberg kennen. es war die Hofdame der Großherzogin, Auguste v. Dewitz. Wenn Fontane dieses Detail bekannt war, so könnte die Herkunft des Bräutigams ein Anstoß gewesen sein, als „kluger Feldherr“ die Geschichte nach Kopenhagen zu transponieren, 1,1 zumal dieser seit 1848 ja eben jener dänische König ist, der indem Roman genannt wird und dessen Hobby „Riesenbetten“ waren — wie die Prinzessin sein Interesse für Hünengräber maliziös kennzeichnete. Der Kronprinz war bereits geschieden, auch diese zweite Ehe wurde 1846 getrennt, einem Ondit zufolge, weil die kinderlose Prinzessin sich weigerte, einen „Substituten“ zur Erzeugung von Nachkommen zuzulassen. 17 Ihr folgte dann Lola Rasmussen, die frühere Putzmacherin aus Schwerin, die ab 1850 Gräfin Danner heißt, man kennt auch sie aus dem Roman. 1 ' 8 Zum Zeitpunkt der Neustrelitzer Hochzeit war Carl v. Maltzahn vierundvierzig Jahre und Vater von sechs Kindern. Auguste v. Dewitz zählte damals neunundzwanzig Jahre, sie war die Tochter des strelitzschen Staatsministers Otto v. D. 18 , der die Verhandlungen über den Ehevertrag mit dem dänischen Hof geführt hatte und auf Grund des glücklichen Abschlusses mit dem Großkreuz des Danebrogordens ausgezeichnet wurde. 1848 mußte dieser konservative Staatsdiener sein Amt auf Drängen der erbitterten Liberalen niederlegen. 19
Caroline v. M. gab dem Drängen ihres Mannes nach und willigte tief verletzt in eine Scheidung ein. Sie ließ sich in Dresden nieder, während Carl allein auf seinem Gut Sommersdorf blieb. Er hatte sich in seiner Angebeteten getäuscht, die ein ziemlich oberflächliches leichtlebiges Wesen war und gar nicht daran dachte, sich zu binden. Bald bemerkte er bei seinen Standesgenossen die allgemeine Mißbilligung seines Schrittes, auch der König von Preußen ließ ihn bei einem Ständefest in Stettin deutlich seinen Unmut spüren. Er verpachtete nun seine Güter und reiste nach mehreren Aufenthalten in europäischen Ländern im Frühjahr 1845 nach New York. Die Passion für Pferde war nicht erloschen, seine Reise durch die Vereinigten Staaten war eigentlich eine Studienfahrt, bei der dieses Interesse ihm den Weg wies. Er überquerte die Rocky Mountains im Sattel und kam bis an die Westküste Nordamerikas. 20
Das war in dem gleichen Jahr, in dem auch Auguste von D. ihrem „Lord Randolph Ashingham“ die Hand zum Lebensbund reichte. 21 Er hieß in dem wirklichen Verlauf dieser Geschichte Wilhelm v. Bernstorff, geb. 1806. Nach 1848 wurde er direkter Nachfolger seines Schwiegervaters Otto v. D. als mecklbg.-strel. Staatsminister.