Heft 
(1982) 33
Seite
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Paul Conrad (Kleinmachnow)

Krippenstapeliana

Und nun, Wilke, wenn Sie drin im Saal, aber das geht vor, alles in Ord­nung haben, dann sorgen Sie, daß die Torten nach drüben kommen, die Nußtorte zu Pastors und die Schüssel mit kleinen Kuchen zu Jahnkes . 1 Torte oder Gebäck eine Differenzierung, die Grundlegendes über die Stellung des eingesessenen Grundherrn zu den beiden Erziehungsfaktoren in seinem Machtbereich, zu Kirche und Schule, aussagt.

Zunächst sei festgestellt, daß Fontane sowohl Gutsbesitzern als auch Pastoren und Lehrern zeitlebens für ihre Mitarbeit bei der Entstehung der Wanderungen - zu Dank verpflichtet blieb.

Zeugnisse finden sich vielerorts in seinem Gesamtwerk. Da weist er etwa im BandFünf Schlösser auf die Lehrerschaft von Wilsnack und Umgegend hin, die bei seinen vielen Anfragennie lässig oder ungeduldig wurde 2 , eine Bemerkung, die wir durch eine ArtAugenzeugenbericht von Frau Voigt ergänzen können, die in denFontane-Blättern vom Besuch Fon­tanes bei ihrem Vater berichtete, der als Konrektor in Wilsnack amtierte . 3 Fontane erwähnt ferner seinem Briefpartner Friedlaender gegenüber die Dorfschulmeister aus der Prignitz, denen er das Material zum Kapitel Quitzöwel verdankt 4 , und in einem Brief an Hermann Pantenius spricht er sich lobend überallerlei kleine von Pastoren und Dorfschulmeistem geschriebene Chroniken aus.

Daher also seine Verneigung vor den Lehrern im Schlußkapitel der Wanderungen.

Auch der anderen Zeitgenossen, die ihm bei seiner Arbeit hilfreich zur Seite standen, gedenkt er: des märkischen Adels und der Landpastoren. Bei dieser Danksagung kommt der Landadel auf drei Seiten, die Herren Pastoren auf zwei, und den Schulmeistern sind gute elf Zeilen gewidmet. Nur der Garnisonschullehrer Wagener aus Potsdam, dessen gesellschaftliche Tätigkeit imVerein für die Geschichte Potsdams ihm doch immerhin eine exzeptionelle Stellung im Gros der Schulmeister gab, wird eines besonderen Abschnittes gewürdigt. 5 »

Auch von dem Lehrer Rubehn inOderland, der der wendischen Ge­schichte nachspürte, spricht Fontane mit Hochachtung . 6 Erwähnt muß hier ferner der Lehrer Zowe werden, dessen heimatkundliche Sammlung sein lebhaftes Interesse fand". Er nennt ihn einvollkommen märkisches Original.

Neben anderen Autoren sieht G. Mangelsdorf in ihm das Vorbild für die Person des Lehrers Krippenstapel imStechlin. 8 Das beinhaltet einmal die Wertschätzung solcher Lehrer, die sich aus Eigeninitiative um heimatliche Geschichte und Vorgeschichte bemühen, es kann (kann!) aber auch auf Mängel und Schwächen hinweisen, die derartigen Krippenstapelfiguren anhaften. Wir erinnern uns, daß auch imStechlin Fontane den Herrn von Stechlin von seinem Lehrer als einemSchulmeister-Original sprechen läßt. Wir kommen später darauf zurück.

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