Globig gebührt Dank für das Verdienst, den Blick energisch auf „Grete Minde“ gelenkt zu haben. Er solte uns veranlassen, dieses Werk in seiner zeitbezogenen Eigenständigkeit wie in seiner Stellung innerhalb der Literaturgeschichte und in der Entwicklung Fontanes ernster als bisher zu nehmen.
Franz Fabian (Neu Fahrland)
Noch einmal „Der Schritt vom Wege“
Eine Anmerkung zu „Zur Aneignung von Fontanes Epik durch Film und Fernsehen“ von Joachim Biener, in Heft 32/1981
Mit großem Interesse las ich Joachim Bieners ausgezeichneten Aufsatz. Seiner Auffassung, daß es sich bei dem Film „Der Schritt vom Wege“ (1939) nicht nur um die beste Effi-Briest-Verfilmung, sondern um die beste Fontane-Verfllmung überhaupt handelt, kann man nur zustimmen, da dieser Film den Geist des Fontaneschen Originals, die Atmosphäre Fontanescher Erzählweise treffend wiedergibt. Das Verdienst an der künstlerischen Leistung wird hier jedoch ausschließlich Gustav Gründgens zugeschrieben (der sicher wesentlichen Anteil hatte). Auch durch das hier angeführte Zitat aus der Gründgens-Biografie von Kurt Rieß, in dem das Drehbuch zu dem Film erwähnt wird, aber wiederum nur im Zusammenhang mit dem Namen Gründgens, entsteht der Eindruck, als sei dieser allein für den Film verantwortlich. Dem ist aber nicht ganz so.
In dem eben genannten Zitat von Rieß heißt es u. a.: „Unter allen Filmen, die GG machte, wurde eigentlich nur der ,Effi Briest‘-Film etwas wahrhaft Künstlerisches.“ Das hatte seinen Grund: Gründgens war ein Mann des Theaters. Dies war, wie Biener schreibt, für den Effi-Briest-Film von Vorteil, was z. B. die sichere Führung der Schauspieler, die Charakterstudien, die sprachkünstlerische Gestaltung der Fontaneschen Dialoge u. ä. anbelangt. Andere Filme, die Gründgens gemacht hatte, hatten aber darunter gelitten, daß sie zu sehr verfilmtes Theater und zuwenig optische Erzählung waren. „Der Schritt vom Wege“ ist jedoch ein Film geworden, in dem auch gerade die fllmkünstlerischen Mittel des Optischen, des bewegten Bildes, hervorragend verwandt wurden.
Für das künstlerische Gelingen dieses Films war auch die literarische Vorlage, das hervorragende „filmische“ Drehbuch mit entscheidend, für das Gründgens zwei erfahrene Autoren gewonnen hatte. Es waren der Filmschriftsteller Georg C. Klaren, der nach 1945 bei uns durch DEFA- Filme wie „Wozzek“ (Buch und Regie), „Die Sonnenbrucks“ (Buch und Regie), „Semmelweis — der Retter der Mütter“ (Regie) u. a. bekannt wurde — und der Chefdramaturg des von Gründgens geleiteten Staatlichen Schauspielhauses, der in der märkisch-preußischen Geschichte bewanderte Schriftsteller Eckart von Naso.
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