Heft 
(1982) 33
Seite
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bleibt. Aber jetzt ist es der Emser Sprudel auf der Promenade des Mode­bades, wo Effi die Kur gebraucht, und sich gerade mit dem Brunnenglas für ihre kleine Tochter in Berlin fotografieren läßt. Sekunden später hören wir eine Kinderstimme, und ein siebenjähriges Mädchen wird sichtbar, das wir zuletzt im Kinderwagen gesehen haben: es hält das Foto der Mutter mit dem Brunnenglas in der Hand. Das Drama Effi steht vor ddm Höhepunkt: in dem gleichen Zimmer, wo jetzt das Kind spielt, werden kurz darauf die Crampasbriefe entdeckt werden.

Neben diesen Schwierigkeiten, den Fontanesdien Text insFilmische zu übertragen, tauchten auch noch Hindernisse anderer Art auf. So gab es in dieser Zeit (1939) ein Verbot Filme zu machen, die vom Ehebruch eines Offiziers handelten. Bei Fontane ist der Verführer Crampas ein Major. Die Uniform mußte also gestrichen werden.Wir machten ihn zum Pferde­züchter ... Denn die Koppeln gaben schöne, bewegte Bilder ab, berichtet Naso.

Doch trotz aller Veränderungen, auch an der Struktur der Romanhandlung, wurde dieser Film die beste werkgemäße Verfilmung eines Fontaneschen Stoffes. Die Aura Fontanes ist in diesem Film gewahrt, wie kaum in einem anderen (eine Ausnahme bildet hier der ebenfalls von Biener hervor­gehobene FernsehfilmDer Stechlin). Für mich gehörtDer Schritt vom Wege zu jenen Filmkunstwerken, die unvergeßlich bleiben und die man, wenn sie im Fernsehen oder in Filmkunsttheatem wiederaufgeführt werden, stets mit neuem Gewinn ansehen kann.

Anmerkung

1 Eckart von Naso,Ich liebe das Leben - Erinnerungen aus fünf Jahrzehnten, Hamburg 1954.

Christian Grawe (Melbourne)

Käthe von Sellenthins .Irrungen, Wirrungen*

Anmerkungen zu einer Gestalt in Fontanes gleichnamigem Roman

1

Im dritten Ehejahr von Käthe von Sellenthin und Botho von Rienäcker beginnt es die Mütter der beiden zu beunruhigen, daß die junge Frau noch keine Kinder hat, und so wirdnach beiläufig sehr kostspieligen Unter­suchungen Kommt Botho die Reise schon vorher teuer zu stehen? eine vierwöchentliche Schlangenbader Kur als vorläufig unerläßlich angesehen, über die Käthe, wie über alles, nur lacht,es sei so etwas Unheimliches in dem Namen und sie fühle schon die Viper an der Brust (S. 114)'. Scherzworte voller Hintergründigkeit, denn Käthe verwendet den Namen ihres Kurortes, um mit sprichwörtlichen (sich eine Natter am Busen großziehen) oder mit biblischen Assoziationen (Paradies und Sündenfall)

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