Heft 
(1982) 33
Seite
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bewußten und mitverantwortlichen gesellschaftlichen Handeln unvereinbar ist. Desgleichen dürfte auch klar sein, daß es mit der innerlichen Freiheit allein nicht getan ist, sondern daß die soziale Freiheit und die politische Freiheit, von denen Fontane inGraf Petöfy noch abschätzig spricht (oder nur sprechen läßt?), mindestens ebenso notwendig sind und der innerlichen erst die feste Grundlage geben.

Norbert Frei: Die Frau als Paradigma des Humanen Hain/Königstein/Taunus 1980

[Rez. Joachim Biener, Leipzig]

Fontanes Frauengestalten als Verkörperungen romantischen menschlichen Überschusses?

Im Verlag Anton Hain (Meisenheim GmbH, Königstein/Taunus) geben Friedbert Aspetsberger und Alois Brandtstetter, Klagenfurt, in Verbindung mit Claudio Magris, Triest, die literaturwissenschaftliche ReiheLiteratur in der Geschichte Geschichte in der Literatur heraus. Sie ist, soweit man sehen kann, entsprechend dem Motto, sowohl bedeutenden Autoren als auch spezifischen literatursoziologischen Erscheinungen gewidmet. Band 1, von Claudio Magris verfaßt, galt E. Th. A. Hoffmann. In Band 2 untersucht Friedbert Aspetsberger am Beispiel der Verleihung des österreichischen Staatspreises für Literatur das literarische Leben im Austrofaschismus. Im dritten Band der Publikationsreihe befaßt sich Norbert Frei, Germanist in Klagenfurt, mit derFrau als Paradigma des Humanen bei Theodor Fontane. In den ersten beiden allgemeinen TeilenDas Realismus-Pro­blem undFontane und das Subjekt schafft sich Frei die Voraussetzungen für seine Auffassung von der Rolle der Frau alsSozialindikator (S. 83) und als Träger des humanen Protestes gegen die entfremdete Gesellschaft in der epischen Welt Fontanes. Als Grundlagen werden dafür u. a. hervor­gehoben: Fontanes Abrücken vomProgrammrealismus der Zeit, seine Distanz zu Liberalismus und Historischer Schule, seineSkepsis gegenüber fast jeder Art von Öffentlichkeit (S. 13), seine bewußte Unterscheidung zwischen Wirklichkeit und Wahrheit, seine Fähigkeit zur subjektiven Ver­tiefung des Objektiven und sein Interesse am Individuellen, Anekdotischen und am repräsentativen Detail. Ohne daß der Begriff deskleinen Stils schon jetzt fällt, wird Fontane als ästhetischer Vertreter antimonumen- talistischen und antiidealistischen demokratischen und humanenkleinen Stils dargestellt, der sich objektiv als ein die Bürgerlichkeit überschrei­tender Stil erweist. Als Vollzugsorgane des humanenkleinen Stils im Menschenbilde Fontanes werden die Sonderlinge und vor allem die Frauen­gestalten erfaßt. Im Hauptteil der ArbeitDie Frau als Paradigma werden sie als Beispiele für FontanesModell der Welt (S. 82) interpretiert. Ebba Rosenberg und Melusine sind Versuche, über das Frauenporträtein sozial­historisches Panorama zu erschließen (S. 96). Überzeugend ist die Barby-