bewußten und mitverantwortlichen gesellschaftlichen Handeln unvereinbar ist. Desgleichen dürfte auch klar sein, daß es mit der innerlichen Freiheit allein nicht getan ist, sondern daß die soziale Freiheit und die politische Freiheit, von denen Fontane in „Graf Petöfy“ noch abschätzig spricht (oder nur sprechen läßt?), mindestens ebenso notwendig sind und der innerlichen erst die feste Grundlage geben.
Norbert Frei: Die Frau als Paradigma des Humanen Hain/Königstein/Taunus 1980
[Rez. Joachim Biener, Leipzig]
Fontanes Frauengestalten als Verkörperungen romantischen menschlichen Überschusses?
Im Verlag Anton Hain (Meisenheim GmbH, Königstein/Taunus) geben Friedbert Aspetsberger und Alois Brandtstetter, Klagenfurt, in Verbindung mit Claudio Magris, Triest, die literaturwissenschaftliche Reihe „Literatur in der Geschichte — Geschichte in der Literatur“ heraus. Sie ist, soweit man sehen kann, entsprechend dem Motto, sowohl bedeutenden Autoren als auch spezifischen literatursoziologischen Erscheinungen gewidmet. Band 1, von Claudio Magris verfaßt, galt E. Th. A. Hoffmann. In Band 2 untersucht Friedbert Aspetsberger am Beispiel der Verleihung des österreichischen Staatspreises für Literatur das literarische Leben im Austrofaschismus. Im dritten Band der Publikationsreihe befaßt sich Norbert Frei, Germanist in Klagenfurt, mit der „Frau als Paradigma des Humanen“ bei Theodor Fontane. In den ersten beiden allgemeinen Teilen „Das Realismus-Problem“ und „Fontane und das Subjekt“ schafft sich Frei die Voraussetzungen für seine Auffassung von der Rolle der Frau als „Sozialindikator“ (S. 83) und als Träger des humanen Protestes gegen die entfremdete Gesellschaft in der epischen Welt Fontanes. Als Grundlagen werden dafür u. a. hervorgehoben: Fontanes Abrücken vom „Programmrealismus“ der Zeit, seine Distanz zu Liberalismus und Historischer Schule, seine „Skepsis gegenüber fast jeder Art von Öffentlichkeit“ (S. 13), seine bewußte Unterscheidung zwischen Wirklichkeit und Wahrheit, seine Fähigkeit zur subjektiven Vertiefung des Objektiven und sein Interesse am Individuellen, Anekdotischen und am repräsentativen Detail. Ohne daß der Begriff des „kleinen Stils“ schon jetzt fällt, wird Fontane als ästhetischer Vertreter antimonumen- talistischen und antiidealistischen demokratischen und humanen „kleinen Stils“ dargestellt, der sich objektiv als ein die Bürgerlichkeit überschreitender Stil erweist. Als Vollzugsorgane des humanen „kleinen“ Stils im Menschenbilde Fontanes werden die Sonderlinge und vor allem die Frauengestalten erfaßt. Im Hauptteil der Arbeit „Die Frau als Paradigma“ werden sie als Beispiele für Fontanes „Modell der Welt“ (S. 82) interpretiert. Ebba Rosenberg und Melusine sind Versuche, über das Frauenporträt „ein sozialhistorisches Panorama zu erschließen“ (S. 96). Überzeugend ist die Barby-