y.
MM
UMS
SS
vx^^'D
KN
'S5M
LLL-
SKL
wöchentlich Line Nummer. ^ L)0 Alle ^ Tage Lin Heft.
Preis vierteljährlich 2 Mark. vA »/ H- ^ r/ » T- Preis 35 Pfennig xro Heft.
Uetöfp.
Roman
von
Tüeockor
(Fortsetzung.)
Viertes Kapitel.
as Erscheinen des alten Grafen, der sich lebhaft und beinahe hastig entschuldigte, die Stunde so schlecht gehalten zu haben, unterbrach das Gespräch. Graf Egon war mit ihm. Eine Vorstellung fand nicht statt; man kannte sich bereits von der Soirse her.
„O, nichts von Entschuldigungen!" sagte die Gräfin, als beide Herren ihre Plätze genommen hatten. „Wir haben Dich, um die Wahrheit zu gestehen, nicht vermißt, auch Egon nicht, am wenigsten in dieser letzten Minute, wo wir in der bevorzugten Lage waren, Oook688ioii3 entgegennehmen zu können. Und Du weißt ja, Bruder, wie viel uns Ooirkesmoim bedeuten! Unser lieber Gast sprach nämlich mit Vorliebe von Wien und nicht bloß von Wien, sondern auch vonLignorianer- patres, was Dich vielleicht am meisten überraschen wird. Ob auch erfreuen?"
„Mich erfreut Alles, was unsere liebe Freundin sagt oder thnt, und selbst Feßler wird mir in diesem Falle zustimmen."
Dieser nickte.
Die junge Schauspielerin aber warf einen Blick auf Egon, dessen Gegenwart sie befangen zu machen schien, und sagte dann, während sie den leichten Ton
Deutsche Noman-Bibliothek. XII. IS.
ihres voransgegangenen Geplauders wieder zu gewinnen trachtete:
„Fast muß ich fürchten, mich mit meinen Oon- k688ioo8 in's Komische gestellt zu haben. Aber mein Rollenfach, das das Naive wenigstens streift, mag mich entschuldigen. Unser Beruf gibt uns schließlich unfern Ton und unsere Haltung."
„Und wenn nun das Naive vielleicht Ihre Naturanlage wäre?" scherzte der alte Graf.
„Das ist es leider nicht. Ich bilde mir wenigstens ein, überlegend und beinahe berechnend zu sein, eine nüchterne norddeutsche Natur. Und wenn sich mir meine Wünsche erfüllen, so werd' ich eine Kanfmanns- fran."
„Das werden Sie nie," warf Egon kurz und mit großer Bestimmtheit ein. „Angenommen selbst, meine Gnädigste, daß Sie's in Ihrer Charakteraufrechnung in jedem Einzelpnnkte getroffen hätten, in der Summa: ,Kanfmannsfrcnü sicherlich nicht."
„In der Summa sicherlich nicht," wiederholte der alte Graf. „Egon spricht, als ob er einen Zählkellner reprimandiren wollte. Summa, Facit, Addition. Ich bitte Dich, von welcher Welt Ziehst Du den Vorhang! O diese moderne Jnpend! Etwas unselig Geschäftliches ist in Sprache, Bilder und Anschauungen eingedrungen. Ein Unglück, daß sich unsere Jugend dem Theater so sehr entfremdet."
Feßler lächelte.
„Sie lächeln, Feßler, und wollen andenten, alles moderne Weltenunglück, das in Ihren Augen natürlich sehr anders aussieht, als in den meinigen, komme
85