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wöchentlich Line Nummer. Alle ^ Tage Lin Heft.
Preis vierteljährlich 2 Mark. > E- Preis 35 Pfennig xro Heft.
Hraf Uetöfp.
Roman
von
Tkemlor Foatluie.
(Fortsetzung.)
Achtzehntes Kapitel.
^ er andere Morgen sah Beide " wieder auf der Veranda. „Nun, Fränzl, immer im Programm. Paragraph eins: wie hast Du geschlafen? Paragraph zwei: was hast Du geträumt?"
„Es war leider etwas wirr. Ich sah Szabo, den alten Obersten, in einer Gesellschaft schöner Damen, die sogleich neugierig einen Kreis um ihn schlossen. Und dabei sagte mir eine Stimme, daß von mir gesprochen werden würde, weßhalb ich in eine Fensternische trat, um besser horchen zu können, was unschicklich ist, aber in drei Vierteln aller Lustspiele wird gehorcht, und so mußt Du mir's verzeihen, wenn ich von der lieben alten Gewohnheit nicht gleich lassen kann. Wenigstens im Traume nicht."
„Und sollst auch nicht. Bleibe, wie Du bist. Aber weiter, weiter. Du horchtest also."
„Ja, wenigstens eine Weile. Sehr bald indeß schlich ich mich wieder näher und sah nun, daß aus dem Kreise schöner Frauen ein Kreis alter Militärs geworden war, alle mit dicken goldenen Epauletten, und nur Szabo schien unverändert. Als ich aber schärfer zusah, war es Szabo nicht mehr, sondern Görgey."
„Du hast das Bild in der Galerie gesehen, und so kam es in Deinen Traum. Oder ist Alles bloß Dichtung?"
Deutsche Noman-Bibliothrk. XU- 16 .
„Dichtung und Wahrheit. Ich Hab' es mir etwas zurecht gemacht, um eine Brücke zu finden."
„Eine Brücke? Wohin? Wozu?"
„Zu Fragen, die wie politische Fragen aussehen und doch schließlich keine sind, sondern nur allerpersönlichste Fragen und Lebensfragen dazu."
„Da bin ich doch neugierig. Also."
„Nun, sieh', ich habe Dich für wienerisch und gut kaiserlich gehalten, und sehe plötzlich, seit ich hier bin, daß es doch sehr anders mit Dir liegt. Ich athme hier nicht bloß ungrische Luft, sondern bin auch sonst noch in einer ungrischen Atmosphäre. Darüber mußt Du mich aufklären und mich einweihen in die letzten und besten Interessen Deines Herzens. Und daß ich eine Fremde bin, erleichtert es Dir und mir. Ich bin eben als Fremde nicht österreichisch und nicht habsburgisch, und wenn es sich darum handelt, ungrisch zu sein oder ungrisch zu werden, so liegt nichts in mir, was mich daran hinderte. Nimm mich also als das vielzitirte weiße Blatt, auf das, wenigstens politisch, noch eine ganze Welt von Weisheit geschrieben werden kann. Allen Ernstes, ich proponire, daß wir auch die Politik auf unser Programm setzen und daß ich, was dasselbe sagen will, in meinem täglichen Zeitungsrapport nicht gebunden bin, bei der Schratt oder der Frank ein- sür allemal stehen zu bleiben. Ich kenne Dich zu gut, als daß ich glauben sollte, Du hieltest Theaterdinge für Weltbegebenheiten. Es tödtet Dir nur ein paar müßige Stunden weg, 'und Gräfin Judith täuscht sich, wenn sie glaubt, daß das wirklich Dein
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