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Roman
von
D. A?Z LI.
Erstes Kapitel.
Weinlese.
stef in den Lehmboden eingeschnitten fließt die Maros hin, ihre trüben Fluten wälzend. Aus dem Hügelland haben Gießbäche weite Streckeil herausgerissen und breite Gräben gebildet, die jetzt trocken sind, denn es ist Weinlesezeit; die so gebildeten hohen Kegel, welche von Weitem aussehen, als wären sie Felsen, bestehen aber ans Lehm, aus nichts als Lehm, so tief man gräbt. Mit Vorliebe haben sich die Bewohner des Marosthales aus den Gipfeln dieser Kegel angesiedelt, haben Dörfer, Herrenhäuser dort gebaut und treiben Nebenzucht an den sanft zum Flusse hinabsteigenden Böschungen, Acker- und Wiesenbau in der weiten Ebene, die der Fluß nilartig befruchtet und verseucht zugleich, denn fruchtbar ist der Boden wie jener Aegyptens, aber ungesund wie das italische Tiefland.
Aus einem solchen Hügel liegt ein Dorf und mitten inne steht das Hans des Grundherrn, ein weitläufiges Gebäude mit großem Vorhofe, der sich gegen die Maros zu abdacht. Oben steht das Wohnhaus, rechts sind die Pferdestallungen, links Scheune und Ställe für das Hornvieh.
An die zwanzig Reiter saßen zu Pferde, etwa acht davon hatten ein gutes Ansehen; sie trugen enge Lederhosen und Kappenstiefel, hatten große Hetz-
Deutsche Roman-Bibliothek. XII. 22.
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peitschen in den Händen und ritten vortreffliche, große Pferde. Weniger schön beritten waren die Anderen; doch zeigten auch ihre kleinen Pferde viel Feuer, und die Reiter saßen fest und gewandt im Sattel, obgleich sie nicht so jagdmäßig kostümirt waren wie Jene. Mehrere der Letzteren führten an langen Schnüren Windhunde, die sich scheu mit eingezogenen Schweifen Zwischen den Pferdefüßen durchwanden. Mehr Windhunde führten aber die Jungen gekoppelt mit sich, und diese zogen mit aller Kraft an den Leinen, so daß die Burschen zu thun hatten, sie zu halten und nicht selbst umgerissen zu werden.
In der Veranda, welche sich um das Haus hernm- zieht, standen viele Frauen, meist sehr schöne Gestalten, in leichter Morgentracht und sprachen mit den Reitern, die auf etwas zu Wärter: schienen.
Im Hofe hatte sich das Gesinde gesammelt; viele Wagen der Gäste des Hauses standen in der Mitte des Hofes. Das zahlreiche Volk des Geflügels trieb sich Zwischen ihnen herum, und manch' kecker alter Haushahn krähte stolz vom Kutschenbock herunter, während die Enten schnatterten, die Truthähne zürnend ihr Rad schlugen und die Gänse sich erstaunt anblickten ob dieser Störung in ihrer Domäne.
Den Hügel herauf durch das große Thor zogen lange Reihen von kleinen Leiterwagen, die in allen Fugen krachten, wenn die vorgespannten nackten schwarzen Büffel von ihren Treibern mit der Mistgabel gemahnt wurden und einen kräftigen Ruck nach vorne machten, um dann wiederkäuend und mit dem
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