Heft 
(1885) 45
Seite
1057
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Lösliche Aanöe.

Roman

von

A lr n.

(Fortsetzung.)

Neuntes Kapitel.

Die Trennung.

/ ie Stunde war längst vor- f über, wo Pul in Erzsebeth- falva hätte zurück sein sollen. > Es wurde Mittag, weder Herr von Taroczi noch Pül erschienen. Jlka hatte ihr Zimmer nicht verlassen. Eszter aber wusch die arme kleine Todte, kleidete sie an, legte sie auf den Tisch, zündete vier Kerzen an, brachte Blumentöpfe, so viel der Tisch fassen konnte, ans ihrem Hause herüber, ließ die Fenstervorhänge herab und berief das ganze Gesinde, das im Kreise herumknieen mußte.

Man sang Psalmen.

Frau von Taroczi hörte den Gesang; sie ging in großer Aufregung im Zimmer herum, öffnete Kästen und Laden, schloß sie, ging Zum Schreib­tische, legte Papier zurecht, ging wieder weg, setzte sich mit gefalteten Händen und schien zu beten.

Der Gesang verstummte, das Gesinde verließ das Zimmer; Eszter allein blieb zurück.

Frau von Taroczi schellte.

Ist Päl zurück?" fragte sie das eintretende Kammermädchen.

Noch nicht, gnädige Frau."

Schon gut."

Deutsche Noman-Bibliothek. XII. 23.

Jlka setzte sich zum Tisch und schrieb.

Nach einer halben Stunde, es mochte drei Uhr sein, läutete sie wieder.

Das eintretende Mädchen fand sie reisemäßig gekleidet, vollkommen ruhig, und während Jlka Hand­schuhe anlegte, befahl sie, daß ihr Wagen angespannt werden solle.

Das Mädchen überbrachte den Befehl dem Kut­scher; er wurde gleich befolgt, und nach kaum zehn Minuten stand der Wagen vor der Thüre.

Man meldete es der Frau.

Jlka ging in's Zimmer ihrer Tochter. Die Dunkelheit und der Glanz der Lichter blendeten sie.

Eszter wurde von ihr nicht bemerkt.

Jlka ging näher zur Leiche, sah diese kalt an. Das Antlitz des Kindes war arg entstellt. Tief eingesunken waren die Wangen, und die Backenknochen und Stirn traten häßlich vor.

Ein Schauer schüttelte die Mutter. Ihre Augen aber blieben magnetisch auf der kleinen Todten haf­ten, starr, fast blöde.

Da bewegte sich Eszter; Jlka fuhr zusammen, ein kurzer Schrei entschlüpfte ihr, sie drehte sich um da stand Eszter vor ihr, gleich einem Marmor­bilde, so blaß und so kalt.

Jlka ergriff die Flucht, stürzte hinaus, bestieg den Wagen und befahl, nach Klanfenburg zu fahren.

Der Kutscher rollte die lange Peitsche auf, knallte, die Pferde tanzten, und zum Thore hinaus fuhr das Viergespann.

Erst gegen fünf Uhr kam Päl zurück und brachte

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