Heft 
(1885) 49
Seite
1153
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Roman

von

W. Berger.

(Fortsetzung.)

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Viertes Kapitel.

Ein Uorspick des Jirühtings.

Arthur war zu sanguinisch gewesen, ^^als er annahm, er werde in zwei Tagen die Heimat erreichen. Nach

Ankunft der Reisenden in Mai­land erklärte Klara, daß sie ? außer Stande sei, sofort die be­schwerliche Tour über die Alpen­pässe zu unternehmen; ein schlim­mer Kopfschmerz, der sie seit frühester Jugend periodisch zu befallen pflege, habe sich bei ihr eingestellt und nöthige ihr absolute Ruhe auf. Das Nebel werde voraussichtlich nur von kurzer Dauer sein, fügte sie zur Beruhigung Arthur's hinzu; in einigen Tagen dürfe sie erwarten, wieder jeder Stra­paze gewachsen zu sein.

Durch diese Mittheilung Klara's wurde Arthur in sehr üble Laune versetzt. Er ließ es sich an­gelegen sein, ärztliche Hülfe herbeizuschaffen, obgleich die Kranke ihm ausdrücklich gesagt hatte, jedes Medi­kament verschlimmere nur ihren Zustand. Glücklicher­weise war der Arzt, den Arthur ausstöberte, ein vernünftiger Mann, der in die heilende Kraft der Mixturen, die er auf Wunsch verschrieb, begründetes Mißtrauen setzte und deßhalb am liebsten der Natur die Beseitigung eingetretener Störungen überließ. Er sah seine neue Patientin in Trauerkleidern und erfuhr, daß sie einen theuren Anverwandten in

Deutsche Noman-Bibliothek. XII. 25.

Mentone gepflegt und begraben hatte. Da war er denn einsichtig genug, Klara's Migräne als eine Folge der Gemüthsbewegungen anzusehen, denen sie unterworfen gewesen. Ruhe, nichts weiter als Ruhe bedürfe die Kranke, erklärte der verständige Heil­künstler; aber allerdings eine intensivere Ruhe, als in einem Hotel Mailands zu finden sei. Da der Frühling sich bereits in der norditalienischen Ebene eingestellt habe, so rathe er den Reisenden, an einem der Seen Quartier zu nehmen. Man habe die Wahl zwischen Pallanza, Lugano und Bellaggio; er seiner­seits rathe zu Lugano, wo das vortreffliche Hotel du Parc alle Bequemlichkeiten biete. Dort, wenn irgendwo, werde das Fräulein in kürzester Frist ge­nesen.

Und im Vertrauen auf diese Versicherung des Arztes fuhren Arthur und Klara unverzüglich nach Lugano, das ohnehin ans ihrer Reiseroute lag. Der Frühling war wirklich da, wie Jener gesagt hatte, einige Wochen vor seiner richtigen Zeit. Oben im Norden, in jenem Theile des civilisirten Europas, worin der Winter sich's bis in den Mai hinein be­quem zu machen pflegt, hatte Niemand eine Ahnung davon, daß an den blauen Seen am südlichen Fuße der Alpen bereits die Mandelbänme zu blühen be­gannen. Daher war das Hotel noch fast leer von Fremden, und Arthur konnte für sein leidendes Büschen das beste und ruhigste Zimmer aussnchen.

Bei der Tafel Abends machte Arthur Bekannt­schaft mit seinem Tischnachbar, einem Engländer, der sich bald als leidenschaftlicher Angler Zu erkennen

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