heim Hertz im Zusammenhang mit dem Roman „Vor dem Sturm“ belegen, in denen sich auch die bisher einzige nachweisbare Erwähnung Karl Böl- sches bei Fontane findet. 7 In den achtziger Jahren, eventuell im Zusammenhang auch mit dem Rücktritt Kruses von der Chefredaktion (1884), brechen die Beziehungen ab; 1888 rechnete Fontane die „Kölnische Zeitung“ zu den Blättern, die sich ihm gegenüber ,in Schweigen hüllten'“. 8
Karl Bölsches Rezension von Fontanes „Der Krieg gegen Frankreich“ stellt ein wichtiges Zeugnis der zeitgenössischen Rezeption von Kriegsberichten dar. Überraschend ist angesichts der Anerkennung, die in ihr der Nüchternheit Fontanes gezollt wird, die Art, wie Bölsche 1898 die Aufnahme der Fontaneschen Kriegsbücher in seinem Elternhaus erinnert. So wenig ein abschließendes Urteil möglich ist, so steht doch fest, daß Karl Bölsche auch in anderen Rezensionen einem zum Chauvinismus neigenden Hurrapatriotismus ablehnend gegenüberstand. „Der Ton ist für ein Volksbuch gut getroffen“, schrieb er etwa am 15. 12. 1865 zu dem Erinnerungsbuch „Leipzig! Waterloo! St. Helena!“ von Wilhelm Weinzirl, illustriert von Ludwig Burger, „aber freilich darf man bei solchen Volksbüchern kein objektives Urteil suchen: die Begeisterung hüllt eben den politischen Verstand in dicke Nebel ein. In fünfzig Jahren sollte man freilich auch das Volk etwas tiefer hinter die Coulissen blicken lassen und die Menschen, die im Jubel des Sieges vergöttert wurden, etwas nüchterner beurteilen lehren.“
Theodor Fontane an Karl Bölsche
Berlin 7. April 73. Potsdamer Straße 134.C.
Hochzuverehrender Herr.
Seien Sie versichert, daß es mir eine Ehre und eine Freude sein wird, ein Urtheil wie Sie es wünschen abgeben zu dürfen. Ich rechne dabei darauf, daß, nach Lage der Sache, Unbefangenheit allen Theilen willkommen ist. Ihnen für die freundlichen Worte mit denen Sie Ihre Zuschrift begleiteten, wie für die beigeschlossene, in altem Wohlwollen abgefaßte Besprechung meines 70er Kriegsbuches herzlich dankend, hochgeehrter Herr, Ihr aufrichtig ergebenster
Th. Fontane.
Kölnische Zeitung 31. 3. 1873 (Erstes Blatt)
§ Die Besitzer und Verehrer von Fontanes Darstellungen der Feldzüge von 1864 und 1866 werden längst gespannt auf die Schilderung des Krieges gegen Frankreich von 1870 und 1871 von demselben Verfasser gewesen sein. Die Hochflut der Schriften über diese Ereignisse, die so viel Gutgemeintes wie Unbedeutendes brachte, ist verrauscht; die Publikationen, welche jetzt noch die Aufmerksamkeit fesseln, sind: das Werk der kriegsgeschichtlichen Abteilung des großen Generalstabes „Der deutsch-französische Krieg“ (Berlin bei Mittler), von welchem bis jetzt zwei Lieferungen vorliegen, und Th. Fontanes „Krieg gegen Frankreich“ (Berlin bei R. v. Decker), wovon soeben der erste Halbband ausgegeben wurde, der bis Gravelotte geht. Ist das Generalstabswerk speziell für Militärs und Geschichtsforscher bestimmt, so wendet sich das Fontanesche vorzüglich an die Gebildeten der Nation, doch wird es auch den Fachmännern eine erwünschte Muße bereiten. Fontane versteht es meisterhaft, anschaulich zu
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