aber ,zieht alles auf ein gleiches Niveau herab. Im Krieg für das Vaterland weilt sein Forscherblick auf den wunden Füßen und den beschmutzten Hosen der Soldatenherde'. 27 In der Tat steht Fontane den eigentlichen Naturalisten, Zola oder Stephen Crane (The Red Badge of Courage) viel näher als Bleibtreu.
Um aber konkreter zu sein, wollen wir uns zwei Beispielen aus Fontanes Text zuwenden, damit wir die Wirkung seines Genrestils darstellen können. Darunter verstehe ich ein Ablenken von der großen epischen Linie, von dem Historischen im Sinne Bleibtreus, um den Blick auf eine eher zufällige Einzelheit, eine Nebensache, zu richten. Dadurch wird der epische Fluß unterbrochen und Platz für Reflexion geschaffen.
Unter den großen heroischen Leistungen auf französischer Seite war die Verteidigung des Dorfes, Bazeilles, eines Vororts von Sedan. Die Episode wird auch von Zola im 1. Kapitel vom II. Buch seines La Debkcle ausführlich behandelt und kulminiert in der standgerichtlichen Erschießung des Zivilisten, Weiß, der mit dem Gewehr in der Hand festgenommen wird. Diese ganze Episode wurde damals zu einer cause cilbbre, da die bayrischen Truppen wegen der Einäscherung des Dorfes eines Kriegsverbrechens (mitunter vom Herzog von Fitzjames in einem Brief an die Londoner Times) beschuldigt wurden. In seiner Beschreibung des Vorfalls führt Fontane als Erwiderung der Beschuldigungen sowohl die Rechtfertigung der Bayern durch den sie begleitenden Spezialkorrespondenten, Hermann Voget, als auch eine Erklärung ihres Generalen, von der Tann, an; darauf folgen als Nachwort zwei Absätze, die seine eigenen Eindrücke beim 8 Monate späteren Besuch in Bazeilles wiedergeben. Zunächst wird das Ausmaß der Zerstörung festgestellt:
Das ganze Dorf war noch ein ungeheurer Ruinenhaufen. Bitsch, Straßburg, Mezieres, alles was wir von eingeäscherten Städten oder Städtetheilen gesehen hatten, verschwand neben dem Anblick, der sich hier bot. Wir begannen zu zählen. Achtzig Häuser lagen in Trümmern, nicht Hütten, nicht Lehmkaten, sondern zweistöckige Quaderbauten, aus jenem Sandstein aufgeführt, der überall in Lothringen und an der belgischen Grenze hin als Baumaterial dient.
Dann merkt er, daß man nun doch mit dem Wiederaufbau schon begonnen hat; dort steht ein Gasthaus, Aux Ruines de Bazeilles, dessen Anblick ein etwas bissiges Lächeln hervorruft. Das Lächeln vergeht aber beim Anblick eines zweiten Gebäudes, das nicht abgebrannt wurde und das — wie 40 Jahre später die .goldene Jungfrau' auf der Basilika zu Albert in Belgien 28 — zufällig dort steht, wo der sensible Beobachter seine symbolische Bedeutung kaum übersehen kann:
Der Anblick dieser Inschrift [Aux Ruines de Bazeilles] vermochte ein Lächeln zu wecken; nicht so der Anblick eines hohen, mächtigen Fabrikschornsteins, der, unmittelbar vor Ausbruch des Krieges fertig geworden, Granatenhagel und Feuersbrunst gleichmäßig überdauert hatte und unversehrt inmitten dieses Chaos aufragte. Er trug in Mittelhöhe, in weißer Steinmosaik, die Jahreszahl 1870. Diese Zahl, sie sollte einfach angeben, wann diese hohe, im Dienste des Friedens stehende Säule, eine ächte