licher Art, sondern unauflösbar verbunden mit der psychologischen Reaktion der Charaktere auf ihre Lebenslage.
Schließlich ist es der Beschäftigung mit dem Mondschein angemessen, sich Cecile zuzuwenden, einen Roman, in dem sich alle bisher angeführten Variationen des Motivs finden. In diesem Werk ist der Mond mehr als in jedem anderen ein Bestandteil der äußeren wie der inneren Landschaft. Gordon ist der erste, der in scheinbar harmlosem Zusammenhang von ihn spricht. Er sitzt in Begleitung der St. Arnauds bei hellem Tageslicht auf der Terrasse des Hotels zur Roßtrappe, einem schönen Fleckchen im Harz, und plaudert mit Rosa. Die Unterhaltung wendet sich dem nahen Hexentanzplatz zu, und er teilt den Anwesenden mit:
,... als ich neulich, die Mondsichel am Himmel, das im Schatten liegende Bodetal passierte, war mir’s als ob hinter jedem Erlenstamm eine Hexe hervorsähe. 137
Rosas Antwort, ,Hübsch oder Häßlich?“ bestimmt sofort den Ton und die Richtung der folgenden Erörterung. Es folgt eine scheinbar harmlose scherzhafte Neckerei, in der in Wirklichkeit die Handlung und die Entwicklung des Romans vorweggenommen und sondiert wird. Es ist eine Erörterung von Verführung und von der Frage, wo die Schuld liegt. Die Anekdote von der tugendhaften Jungfrau, die sich vor ihrem unritterlichen Verfolger durch einen Sprung über das Bodetal rettet, erhält eine zweifache Perspektive, als Gordon und Rosa sie erzählen und zergliedern. Auf die Beziehung zwischen den übernatürlichen Phänomenen der Legende und dem gegenwärtigen Leben der Charaktere wird deutlich hingewiesen, als Rosa sagt, daß die Hexen, die Gordon zu sehen glaubte, innere Stimmen seien, und ihn heiter warnt, er möge sich hüten. Das Gespräch endet mit ihrer Bemerkung:
,Die Kavaliere gehören zum starken Geschlecht und haben die Pflicht sich selber zu helfen 1 , 38
welches einem Urteilsspruch so nahe kommt wie möglich, wenn man bedenkt, wie zögernd Fontane seinen Charakteren Schuld zuschreibt. Diese Aussage könnte auf Gordons zukünftige Situation angewendet werden, und sie weist auf seine Unfähigkeit hin, mit der Lage zurechtzukommen.
So hat Fontane schon früh im Roman mit Hilfe eines charakteristischen Stilmittels einen Bestandteil der Natur — den Mond — mit dem Hauptanliegen des Werkes assoziiert, der Frage von Verhalten und Verantwortung in der Entwicklung einer regelwidrigen Beziehung zwischen einem Mann und einer Frau. Das solch eine Beziehung zumindest potentiell schon besteht, ist durch die abfälligen Bemerkungen der Berliner Urlauber deutlich gemacht worden, als Gordon bei Betreten des Caf6 Ceciles Schal trägt/ 19 Infolgedessen liegen die Assoziationen für den Leser schon fest, als bei der Rückkehr von dem Ausflug zweimal kurz hintereinander die Aufmerksamkeit auf die Mondsichel gelenkt wird. 40 Ähnlich wie Christine und Grete Minde sieht Cecile den Mond als ein Zeichen, aber hier ist der unmittelbare Zusammenhang rein realistischer Natur. Das helle Mondlicht bedeutet gutes Wetter für ihren Ausflug am nächsten Tag. Unter der Oberfläche dieses Abschnitts liegt seine Funktion als Hinweis